Auf Basis der in meinem Launch Log oft erwähnten Erkenntnis, dass mehr als die Hälfte aller Orbitalträger bei ihren Jungfernflügen scheitern, lässt es sich trefflich darüber argumentieren, ob es eine gute Entscheidung der japanischen Raumfahrtbehörde war, beim Erstflug ihrer neuen H-3 Trägerrakete als Nutzlast den mehr als 200 Millionen Euro teuren Umweltbeobachtungssatelliten ALOS 3 mit an Bord zu nehmen. In diesem Fall ist die Diskussion aber müßig. Man hat es getan und man hat sich verzockt. Ein enttäuschender Ausgang nach einer zehnjährigen Entwicklungszeit.
Die Mission begann um 2:37 Uhr mitteleuropäischer Zeit an der Startanlage 2 des Weltraumbahnhofs Tanegashima. Der Flug verlief fünfeinhalb Minuten lang nach Plan, und die erste Stufe, die eigentliche Neuerung zur vorhergehenden Trägergeneration, funktionierte perfekt. Nach vier Minuten und 56 Sekunden schalteten die beiden LE-9-Triebwerke der ersten Stufe wie geplant ab. Acht Sekunden später erfolgte auch die Stufentrennung wie vorgesehen. Aber als bei fünf Minuten und 16 Sekunden das LE-5B-3 Triebwerk der zweiten Stufe zünden sollte geschah nichts.
Das ist ausgerechnet der Teil der Rakete, der nur relativ wenig verändert, von Japans H-2A und H-2B Rakete übernommen worden war (und da nie versagt hatte). Den Technikern im Kontrollzentrum blieb nichts anderes übrig, als das Kommando zur Selbstzerstörung zu senden, nachdem offensichtlich war, dass die Mission gescheitert war.
Der mehr als drei Tonnen schwere ALOS 3 (für: Advanced Land Oberserving Satellite) sollte ALOS 2 ergänzen und später ersetzen, der seit 2014 auf einem polaren, sonnensychronen Orbit in 650 Kilometern Höhe seinen Dienst tut. ALOS 3 war mit verbesserten Instrumenten ausgestattet und sollte unter anderem die Erde in mehreren Spektralbereichen mit einem Auflösungsvermögen von etwa 70 Zentimeter pro Bildpunkt fotografieren.
Die H-3 ist eine Mehrzweckrakete, die in insgesamt vier verschiedenen Basiskonfigurationen den Bereich der unteren bis mittleren Mittelklasse abdecken soll. Dieser Träger soll die bisherigen Träger H-2A und H-2B ablösen. Diese beiden Trägertypen hatten bei insgesamt 55 Starts nur einen Fehlstart zu verzeichnen.
Bild: Beim Liftoff sah noch alles sehr gut aus. Quelle: JAXA