Der neue SSLV-Kleinträger der indischen Raumfahrtagentur ISRO (Indian Space Research Organisation) führte am 7. August seinen Erstflug durch. Startort war das Satish Dhawan-Raumfahrtzentrum auf der ostindischen Insel Shriharikota. Die ersten drei mit festen Treibstoffen betriebenen Stufen der Rakete funktionierten einwandfrei, aber Probleme mit der flüssigkeitsbetriebenen vierten Stufe führen am Ende zum Scheitern der Mission. Die beiden Nutzlasten gingen verloren.
An Bord des Trägers befanden sich die beiden Kleinsatelliten EOS-2 und AzaadiSat. EOS-2 ist ein Erdbeobachtungssatellit mit einer Startmasse von 135 Kilogramm, der hochauflösende Bilder für verschiedene Zwecke liefern sollte. AzaadiSat ist ein 7,3 Kilogramm schwerer 8Unit-Cubsat, der für Bildungszwecke gebaut wurde.
Die Mission begann um 5:48 Uhr mitteleuropäischer Zeit und sollte in einen Orbit in 360 Kilometern Höhe und eine Bahnneigung von 37,2 Grad führen. Die Mission der Trägerrakete sollte 13 Minuten und zwölf Sekunden nach dem Liftoff abgeschlossen sein. Ein Sensorfehler (so wird es von der ISRO berichtet) führte aber dazu, dass die vierte Stufe nur für 0,1 Sekunden zündete. Notwendig wären 20 Sekunden gewesen. Dadurch wurde lediglich ein Orbit mit einem Perigäum von nur 76 Kilometern und einem Apogäum von 358 Kilometern erzielt. Beide Satelliten wurden zwar noch von der Stufe getrennt, aber das niedrige Perigäum führte dazu, dass die Satelliten nach weniger als einer Erdumkreisung wieder in die Erdatmosphäre eintraten und verglühten.
Die SSLV (fur: Small Satellite Launch Vehicle) ist ein Kleinträger, der in der Lage sein soll, Nutzlasten bis zu einem Gewicht von 500 Kilogramm auf eine niedrige Erdumlaufbahn in 500 Kilometern Höhe und einer Bahnneigung von 45 Grad zu bringen. Die Rakete ist 34 Meter lang, weist einen Durchmesser von zwei Metern auf und ein Startgewicht von 120 Tonnen. Die vierstufige Rakete wird in den ersten drei Stufen mit festen Treibstoffen betrieben, bei Stufe 4 handelt es sich um eine flüssigkeitsbetrieben Kickstufe. Sie wird als Velocity Trimming Module (kurz: VTM) bezeichnet.
Bis zur Markteinführung des Trägers sind noch zwei weitere Testflüge geplant. Der nächste Einsatz soll gegen Ende dieses Jahres erfolgen. Sobald der Träger einsatzbereit ist, wird Indien über vier verschiedene Typen von Trägerraketen verfügen, angefangen vom Kleinträger bis hinein in die mittlere Mittelklasse.
Bild: Das SSLV wird von der Integrationshalle zum Startplatz transportiert. Quelle: ISRO