Bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr startete die indische Raumfahrtagentur ISRO eine Raumsonde ins All, also ein Raumfahrzeug, welches das Gravitationsfeld der Erde verlässt. Nach Chandraayan 3, der erst kürzlich auf dem Mond landete, ist es diesmal ein Sonnenobservatorium, das den Lagrange-Punkt L1 des Erde-Sonne-Systems ansteuert. Es ist das erste Mal, dass ein indisches Raumfahrzeug dorthin fliegt.

Die Mission nahm am Satish Dhawan Raumfahrtzentrum auf der ostindischen Insel Shriharikota ihren Anfang. Der Start an Bord einer Trägerrakete des Typs PSLV-XL gelang perfekt. Der Liftoff erfolgte um 8:20 Uhr mitteleuropäischer Zeit von der Startrampe 2 des Weltraumbahnhofs. Die PSLV-Rakete brachte die Sonde zunächst auf eine Transferbahn mit einem Perigäum von 245 Kilometern, einem Apogäum von 19.546 Kilometern und einer Bahnneigung zum Äquator von 19,21 Grad. Vor hier aus wird sich das Raumfahrzeug mit Hilfe seines bordeigenen Antriebssystems im Laufe einer Reihe von Brennmanövern in einen Halo-Orbit um den Sonne-Erde-Lagrangepunkt L1 begeben.

Der Lagrangepunkt L1 liegt 1,5 Millionen Kilometer von der Erde entfernt (das ist ein Prozent der Entfernung zur Sonne) direkt in der Verbindungslinie zwischen Erde und Sonne. Dort befinden derzeit bereits vier aktive Sonden, die sich allesamt mit Sonnenforschung und Weltraumwetter im weiteren Sinne beschäftigen. Es wird 125 Tage dauern, bis Aditya-1 dort Position bezieht.

Der Fokus der Forschung von Aditya-L1 ist die Beobachtung des Weltraumwetters und hier speziell des Sonnenwindes und sein Entstehen im Zusammenwirken zwischen Aufheizung der Sonnenkorona und deren Einfluss auf die Beschleunigung der Sonnenwindpartikel.

Das Raumfahrzeug wurde von der ISRO entwickelt und gebaut und weist eine Startmasse von 1.475 Kilogramm auf. Die Instrumente stammen von namhaften indischen Universitäten und anderen wissenschaftlichen Institutionen.

Für diese Mission flog die PSLV flog in der leistungsstärksten Variante, die als PSLV-XL bezeichnet wird. Dabei wird die Zentralstufe, die ein S-138 Feststoffmotor bildet, am Anfang der Startphase von insgesamt sechs PS0M-X-Feststoffmotoren unterstützt. Vier dieser Zusatzraketen werden nur wenige Sekundenbruchteile nach dem Liftoff gezündet, die restlichen zwei 25 Sekunden nach dem Abheben.

Bild: Missionsposter. Quelle: ISRO