Der erste Einsatzflug der Vega C endete im Desaster. Die beiden Raumfahrzeuge an Bord, die Erdbeobachtungssatelliten Pléiades Neo Nummer 5 und 6 gingen dabei verloren. Es wären die Einheiten drei und vier der 600 Millionen Euro teuren, aus vier Satelliten bestehenden Pléiade Neo-Konstellation von Airbus gewesen. Die Mission war der 22. Einsatz einer Vega-Trägerrakete und trug von daher die Arianespace-Bezeichnung VV22 (Vol Vega 22). Es war, nach einem erfolgreichen Testflug im Mai, der zweite Einsatz einer Vega C in diesem Jahr und der fünfte europäische Orbitaleinsatz in 2022.
Die Mission begann um 2:47 Uhr mitteleuropäischer Zeit an der ELV-Startanlage (für: Ensemble de Lancement Vega) am Guyana Space Centre in Kourou. Der Betrieb der ersten Stufe, die Stufentrennung, die Zündung der zweiten Stufe und die ersten Sekunden des Zweitstufenbetriebes verliefen normal. Diese Antriebseinheit, als Zefiro-40 bezeichnet, löste die Zefiro-23-Zweitstufe der Standard-Vega ab. Sie hat unter normalen Umständen eine Brenndauer von 93 Sekunden und eine Schubleistung von 1.304 Kilonewton. Doch schon wenige Sekunden nach der Zündung der Zweitstufe begann sich die Fehlfunktion zu entwickeln.
Bei einer Pressekonferenz nach dem Fehlstart sprach Arianespace-CEO Stephane Israel von einer zunehmenden “Unterdruck-Situation” während der Brennphase dieser Stufe, die ab der siebten Sekunde nach ihrer Zündung begann. Bei drei Minuten und 38 Sekunden kam es schließlich zu einem kompletten Druckverlust. Bewahrheitet sich das, wäre das ein Hinweis auf einen Strukturschaden. Ein ähnlicher Vorfall trat bereits bei der Mission VV17 auf. Damit hat die Vega in beiden Versionen in den letzten acht Flügen drei Fehlstarts erlitten, eine absolut inakzeptable Zahl an Fehlstarts für einen modernen Träger.
Die Vega C wurde gegenüber der Basisversion der Vega zu einem großen Teil neu konzipiert. Die erste und die zweite Stufe sind komplette Neukonstruktionen, die vierte Stufe wurde modifiziert. Nur die dritte Stufe wurde weitgehend unverändert von der Basisversion der Vega übernommen. Die Vega C hat eine Nutzlastkapazität von 3,3 Tonnen für die niedrige Erdumlaufbahn und 2,3 Tonnen für eine sonnensynchrone polare Umlaufbahn. Die beiden Pléiades brachten zusammen vollbetankt eine Masse von 1.977 Kilogramm auf die Waage. Sie sollten auf getrennten sonnensynchronen Orbits abgesetzt werden.
Wäre alles normal verlaufen, dann wäre Pléiades Neo Nummer 56 Minuten nach dem Liftoff auf einer Bahn mit einem Perigäum von 619 Kilometern und einem Apogäum von 637 Kilometern freigegeben worden. Nach einem weiteren Bahnanpassungsmanöver der vierten Stufe wäre dann Pléiades Neo Nummer 5 106 Minuten nach dem Verlassen der Startrampe abgesetzt worden. Sein Zielorbit hätte ein Perigäum von 605 Kilometern, ein Apogäum von 622 Kilometern und eine Inklination von 97,9 Grad aufweisen sollen.
Bild: Startposter der Arianespace für die Mission VV22. Quelle: Arianespace