Die indische Raumfahrtorganisation ISRO brachte am 14. Februar den Erdbeobachtungssatelliten EOS-4 sowie zwei Mikrosatelliten auf eine polare, sonnensynchrone Erdumlaufbahn. Als Trägerrakete wurde eine PSLV-XL eingesetzt, die leistungsfähigste Variante der PSLV-Serie (PSLV = Polar Satellite Launch Vehicle). Startort war das Satish Dhawan Raumfahrtzentrum auf der ostindischen Insel Sriharikota.

Die Rakete startete um 1:29 Uhr mitteleuropäischer Zeit an der Startrampe 1 des Weltraumbahnhofs und erreichte 18 Minuten später einen annähernd kreisförmigen Zielorbit mit einem Perigäum von 520 Kilometern, einem Apogäum von 535 Kilometern und einer Bahnneigung zum Äquator von 97,56 Grad. Dort wurde zunächst EOS-4 abgesetzt, eine Minute später die beiden Kleinsatelliten.

Die PSLV ist in derselben Leistungsklasse wie die europäische Vega-Rakete oder die chinesische Langer Marsch 2D. Der Start war der 54. Flug einer PSLV und der 28., bei der die XL-Variante eingesetzt wird. Diese Version verfügt über sechs Feststoff-Zusatzbooster, die den Einsatz der ebenfalls mit festen Treibstoffen betriebenen Erststufe unterstützen. Vier der Booster werden am Boden gezündet und zwei in der 25. Flugsekunde. Die Brenndauer der Booster beträgt jeweils 65 Sekunden.

Der Start ist die erste von insgesamt sechs Orbital- und Mondmissionen, die Indien für 2022 plant. Im indischen Raumfahrtprogramm ist es durch Covid 19 und durch den Fehlstart einer GSLV II im letzten August zu einem erheblichen Rückstau von Nutzlasten gekommen, die nun in den Weltraum befördert werden müssen.

Die Hauptnutzlast des aktuellen Fluges war der 1.710 Kilogramm schwere Radar-Erdbeobachtungssatellit EOS-04 (für: Earth Observation Satellite Nr. 4). Das Raumfahrzeug ist mit einem C-Band Radar ausgerüstet. Damit ist Erdbeobachtung unter allen Wetter- und Lichtbedingungen möglich. EOS-4 ist für eine Lebensdauer von etwa zehn Jahren ausgelegt.

Zusätzlich wurden noch zwei Sekundärnutzlasten mitgeführt. Die eine ist INSPIRESat-1 (kurz: IS-1) ein zehn Kilogramm schwerer Cubesat, den ein internationales Konsortium aus Indien, Singapur, Taiwan und den USA entwickelt und gebaut hat. Seine Aufgabe wird es sein, die Ionosphäre der Erde und die Corona der Sonne zu beobachten. Der andere ist INS-2TD, ein 17,5 Kilogramm schwere Technologie-Demonstrator mit einer Thermalbildkamera, die dazu eingesetzt wird, Temperaturen auf Land und Wasser zu messen. Dieser Satellit gilt als Vorläufer eines gemeinsamen Indisch-Bhutanesischen Satelliten mit der Bezeichnung INS-2B, der bei einem späteren Flug gestartet werden soll.

Bild: Start der PSLV XL mit EOS-4. Quelle: ISRO