Es ist der 29. April, und Europa führt seinen ersten Orbitalstart des laufenden Jahres durch. Als sechste „Nation“ weltweit. Die fünf anderen haben in dieser Zeit bereits 34 Starts absolviert. Das US-Privatunternehmen SpaceX hat bis zu diesem Zeitpunkt alleine schon auf ein Dutzend Flüge gebracht, und auch für China sind es inzwischen mehr als zehn Orbitalmissionen. Besser könnte der Stellenwert der Raumfahrt in Europa nicht demonstriert werden. Immerhin, trotz dieses eher traurigen Beweises der Bedeutungslosigkeit der europäischen Raumfahrt: Die Vega hat es, nach einem Fehlstart im vergangenen November und einem weiteren Fehlschlag im Juli 2019, wieder in die Liga der aktiven Startgeräte geschafft. Das ist auch bitter nötig, will sich dieser Kleinträger nicht endgültig vom internationalen Trägerraketenmarkt verabschieden und sein Dasein nur noch im institutionellen europäischen Nischenmarkt fristen.
Der Start am 29. April war der zweite in genauso vielen Jahren und der 18. in der insgesamt neunjährigen Karriere des Trägers. Dabei wurden neben der Hauptnutzlast, dem 920 Kilogramm schweren, von Airbus Defence and Space gebauten Erdbeobachtungssatelliten Pléiades-Neo 3, noch fünf Kleinnutzlasten in sonnensychrone polare Orbits transportiert. Pléiades-Neo 3 ist ein Erdbeobachtungssatellit mit sehr hohem Auflösungsvermögen. Man spricht von unter 30 Zentimeter pro Bildpunkt.
Die Mission begann um 3:51 Uhr mitteleuropäischer Zeit am europäischen Weltraumbahnhof Kourou an der ELV-Startanlage. Pléiades-Neo 3 wurde in 628 Kilometern Höhe bei einer Bahnneigung von 97,89 Grad ausgesetzt, die fünf anderen Nutzlasten in 613 Kilometern Höhe bei 97,79 Grad Inklination. Der letzte Satellit wurde 101 Minuten nach dem Verlassen der Startrampe von der Avum-Viertstufe freigegeben. 110 Minuten und 29 Sekunden nach dem Liftoff erfolgte ein De-orbit Brennmanöver mit dem sich die vierte Stufe wieder selbst aus dem Orbit entfernte.
Zusammen mit Pléiades-Neo 3 waren noch die fünf folgenden Nutzlasten an Bord:
- Der 16 Kilogramm schwere NorSat-3 vom Space Flight Laboratory der norwegischen Raumfahrtagentur (Norsk Romsenter)
- BRAVO, ein etwa zehn Kilogramm schwerer 6Unit-CubeSat von und für Aurora Insight.
- Tyvak-182A, auch als Eutelsat ELO alpha bezeichnet. Ein etwa zehn Kilogramm schwerer 6Unit-CubeSat von Tyvak für Eutelsat. Das kleine Raumfahrzeug ist ein Technologiedemonstrator für eine zukünftige Internet of Things (IoT)-Konstellation.
- Und zwei jeweils vier Kilogramm schwere Lemur-2 CubeSats von Spire. Es sind dies die Nummern 138 und 139 der Konstellation. Ihre Aufgabe ist die Überwachung des Schiffsverkehrs, Erdbeobachtung und Meteorologie.
Alle sechs Nutzlasten zusammen verfügten, inklusive des Dispensers, über ein Startgewicht von 1.278 Kilogramm.
Bild: Startposter der Mission VV18; Quelle: Arianespace