Der Erstflug des Launcher One im Mai 2020 hatte nur wenige Sekunden gedauert, dann war er auch schon wieder vorbei. Eine Treibstoffleitung, die zum Erststufentriebwerk führte, war gebrochen. Doch dieses Mal, bei der Mission mit der Bezeichnung „Launch Demo 2“, klappte alles einwandfrei. Am 17. Januar führte nun der vom Flugzeug aus gestartete Launcher One eine tadellose Mission durch und setzte eine Dreiviertelstunde nach dem Abwurf vom Trägerflugzeug insgesamt zehn Kleinsatelliten für das „Educational Launch of Nanosatellites (kurz: ELaNa)“ – Programm der NASA ab. Die NASA bezeichnete die Mission als „ELaNa 20“.

Damit trat mit Virgin Orbit ein weiteres Privatunternehmen in den wachsenden Club privater Startdienstleister ein. Außerdem ist der Launcher One damit das zweite Trägersystem in der Geschichte der Raumfahrt (nach der Pegasus von Northrop Grumman) das nach einem Start von einem Trägerflugzeug aus den Orbit erreichte. Launcher One ist in der Lage, etwa 500 Kilogramm Nutzlast auf eine niedrige äquatoriale Umlaufbahn zu bringen, oder etwa 300 Kilogramm auf einen polaren Orbit. Bei diesem Flug betrug das komplette Nutzlastgewicht aber nur 115 Kilogramm. Dieses Gewicht beinhaltet die insgesamt zehn Cubesats, die Adapter und die Verkabelung.

Das Trägerflug des Launcher One, eine stark modifizierte Boeing 747-400 mit der Bezeichnung „Cosmic Girl“, startete um 19:38 Uhr mitteleuropäischer Zeit (10:38 Uhr Ortszeit) am Mojave Air- and Spaceport in Kalifornien. Das Ausklinken des Kleinträgers in der Abwurfzone über dem Pazfik erfolgte um 20:39 Uhr mitteleuropäischer Zeit in einer Flughöhe von 10.700 Metern. Fünf Sekunden darauf zündete das Newton 3-Triebwerk des Trägers mit einer Schubleistung von 325 Kilonewton und der raketengestützte Teil der Startmission begann.

Nach einer Brenndauer von drei Minuten wurde die erste Stufe abgetrennt, und die zweite Stufe übernahm den weiteren Antrieb mit einem Newton 4-Triebwerk. Kurz danach wurde die Nutzlastverkleidung abgetrennt. Die erste Brennperiode der zweiten Stufe dauerte etwa sechs Minuten. Dann folgte eine Freiflugphase von 46 Minuten in der die Orbitaleinheit bestehend aus zweiter Stufe und Nutzlast innerhalb einer halben Erdumkreisung zum Apogäum der Bahnellipse aufstieg. Danach zündete das Triebwerk erneut für etwa fünf Sekunden und zirkularisierte dadurch die Bahn.

Der endgültige Orbit wies ein Perigäum von 490 Kilometern, ein Apogäum von 510 Kilometern und eine Bahnneigung zum Äquator von 60,7 Grad auf.

Die zehn Kleinsatelliten an Bord des Trägers sind:

  • CACTUS-1 ist ein drei Kilogramm schwerer 3Unit-Cubesat der Capitol Technology University in Maryland. Technologie- und Forschungssatellit.
  • CAPE-3, der Cajun Advanced Picosatellite Experiment ist ein 1,5 Kilogramm schwerer 1Unit-Technologie-Cubesat der Universität von Louisiana in Lafayette.
  • EXOCUBE-2 ist ein drei Kilogramm schwerer 3Unit-Cubesat der California Polytechnic University in San Luis Obispo. Bei ihm handelt es sich um einen meteorologischen Forschungssatelliten.
  • MiTEE ist ein 3,4 Kilogramm schwerer 3Unit-Technologie-Cubesat der Universität von Michigan in Ann Arbor der sich mit den Charakteristika von elektrodynamischen Tethers für Antriebszwecke beschäftigt. Dazu wird der Hauptsatellit einen Minisatelliten an einem Band freisetzen
  • Zwei jeweils 1,4 Kilogramm schwere PIC (Passive Inspection Cubesat) Satelliten der Brigham Young Universität in Provo (Utha), jeweils 1Cubesat-Größen. Sie sollten unmittelbar nach dem Absetzen von der zweiten Stufe der Trägerrakete ihre Umgebung und sich selbst fotografieren und 360 Grad Virtual-Reality Bilder anfertigen.
  • Polar Cube der Universität Boulder in Colorado ist ein vier Kilogramm schwerer 3Unit-Cubesat für Atmosphärenforschung.
  • Das CubeSat Particle Aggregation and Collision Experiment (Q-PACE), ein 2,8 Kilogramm schwerer 3Unit-Cubesat der Universität von Zentralflorida in Orlando. Ein physikalischer Forschungssatellit der sich mit dem Kollisionsverhalten von Staubpartikel im Mikrogravitationsumfeld beschäftigt.
  • RadFXSat-2 der Vanderbilt University in Nashville, Tennessee, ist ein 1,3 Kilogramm schwerer 1Unit-Cubesat der die Effekte der Weltraumstrahlung auf Mikroelektronik untersucht, und schließlich
  • TechEdSat-7 des NASA Ames Research Center im kalifornischen Moffett. Ein 2,5 Kilogramm schwerer 2Unit-Technologie-Cubesat.

Bild: Startlogo der Mission Demo-2/ELaNa 20; Quelle: Virgin Orbit