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Beinahe hätte es geklappt. Das US-Raumfahrt-Startup Astra verfehlte am 16. Dezember den Einschuss in eine polare Orbitalbahn nur ganz knapp. Es war der zweite Versuch, die Astra-Rakete in den Orbit zu bringen. Am 11. September war der erste Startversuch schon wenige Sekunden nach dem Liftoff gescheitert. Astra selbst hat drei Erprobungsflüge angesetzt, um seine neu entwickelte Kleinträgerrakete zu qualifizieren.

Die Mission begann um 21:55 Uhr mitteleuropäischer Zeit am Pacific Spaceport in Kodiak im US-Bundesstaat Alaska. Der Aufstieg der Rakete verlief normal, die Abfolge aller Teilabschnitte wie Abwurf der Fairing, Stufentrennung, Zündung der zweiten Stufe ebenfalls. Am Ende fehlten aber etwa 500 Meter pro Sekunde an Geschwindigkeit. Die für die nahezu polare Bahn notwendige Geschwindigkeit wäre bei 7,68 Kilometer pro Sekunde gelegen. Die Rakete erzielte jedoch nur etwa 7,2 Kilometer pro Sekunde. Um den Orbit zu erreichen wäre eine zusätzlichen Brenndauer von 12-15 Sekunden erforderlich gewesen. Die Rakete erreichte auf ihrer Bahnparabel immerhin die Höhe des Zielorbits, nämlich 390 Kilometer.

De facto bedeutet das, dass sie nach etwa 20 Minuten etwa über dem Äquator abgestürzt sein müsste. Wie Astra später bekannt gab, lief das Zweitstufentriebwerk bis zum vollständigen Verbrauch des flüssigen Sauerstoffs. Kerosin befand sich dagegen noch im Tank. Somit dürfte womöglich das Mischungsverhältnis von Oxidator zu Treibstoff noch nicht optimal gewesen sein.

Wie schon im September trug die Rakete auch dieses Mal keine Nutzlast. Ziel war es, so nahe wie möglich an einen Orbitalflug zu gelangen, was denn auch beinahe geklappt hatte. An sich war es allerdings schon der dritte Versuch, denn im März war eine Rakete bei einem Betankungstest auf der Startanlage explodiert, weil sich ein Druckausgleichsventil nicht geöffnet hatte.

Die Astra-Rakete stellt einen Versuch dar, eine Orbitalrakete so simpel wie möglich zu gestalten. In dem Zusammenhang wird auch versucht, mit so wenig Personal wie irgend möglich auszukommen. Transport, Aufbau, Startvorbereitung und der Start der Rakete erforderten nur sechs Personen. Die Rakete inklusive ihrer gesamten Ausrüstung passt in einen Standard ISO-Container.

Während eines normalen Starts durchfliegt die Rakete die Zone der maximalen dynamischen Belastung nach etwa 57 Sekunden. Die Stilllegung der fünf Delphin-Triebwerke der ersten Stufe, von denen jedes knapp 30 Kilonewton Schub erzeugt, erfolgt bei 2:22 Minuten. Gleich darauf findet der Abwurf der Nutzlastverkleidung statt und sofort danach die Stufentrennung. Bei 2:33 Minuten zündet die zweite Stufe, die von einem einzelnen Äther-Triebwerk angetrieben wird, das eine Leistung von drei Kilonewton erbringt. Nach acht Minuten und 32 Sekunden sollte während eines nominalen Flugverlaufs der Brennschluss der zweiten Stufe erfolgen. Drei Sekunden darauf würde dann die Nutzlast von der Stufe abgetrennt werden.

Bild: Start der Astra-Rakete; Quelle: Astra Space