Bereits am 8. Januar kam es zu einer der wichtigsten Missionen des Jahres. Nach mehrjähriger Verzögerung glückte an diesem Tag der Erstflug der Vulcan-Trägerrakete auf Anhieb. Für die Nutzlast hingegen, die Mondlandesonde Peregrine von Astrobotic Technology, war die Mission schon wenige Stunden nach dem Start wegen eines Treibstofflecks, hervorgerufen durch ein nicht richtig sitzendes Ventil, gescheitert. Die Mission hatte an der Startanlage 41 der Cape Canaveral Space Force Station begonnen. Neben Peregrine befand sich noch eine „hosted payload“ von Celestis Enterprise an Bord, die  nach dem Start mit der zweiten Stufe der Vulcan befestigt blieb.

Die Vulcan ist, mit Ausnahme einiger Elemente an der Oberstufe und der Booster, eine komplette Neukonstruktion. Sie ist die erste (in der Unterstufe) mit Methan und flüssigem Sauerstoff betriebene Rakete der USA, die im ersten Versuch den Orbit erreichte. Zum ersten Mal wurden auch die neuentwickelten BE-4-Triebwerke von Blue Origin für eine Raumflugmission eingesetzt.

Peregrine ist Bestandteil des Artemis-Mondprogramms der NASA. Er gehört zu den so genannten Commercial Lunar Payload Services (kurz: CLPS), bei denen NASA-Experimente mit kommerziellen Fluggeräten auf die Mondoberfläche gebracht werden sollen. Peregrine führte 20 verschiedene Nutzlasten mit sich, darunter sechs Mini-Rover. Die sind nun verloren.

Die Rakete wurde bei dieser als „Zertifizierungsflug“ bezeichneten Mission beim Start von zwei GEM-63XL Feststoffboostern mit einer Schubleistung von jeweils 2.045 Kilonewton unterstützt. Die Rakete kann 0, 2, 4 oder 6 dieser Einheiten aufnehmen, je nach Leistungsanforderung. Der Booster selbst wird von zwei BE-4 Triebwerken angetrieben, von denen jedes 2.450 Kilonewton leistet. Die Centaur-Oberstufe wird von zwei RL-10C-1-1A Triebwerken mit einer Leistung von jeweils 106 Kilonewton Leistung unterstützt.

Die Vulcan ist 61,4 Meter lang, weist einen Durchmesser von 5,4 Metern auf und verfügte bei dieser Mission mit den beiden Feststoffboostern über ein Startgewicht von 664 Tonnen. Die maximale Nutzlastkapazität für eine translunare Transferbahn wäre in dieser Konfiguration bei 6.300 Kilogramm gelegen.

Der Einsatz begann um 8:18:38 Uhr mitteleuropäischer Zeit. Der Startverlauf sah bei dieser Mission so aus (aber er wird typisch für kommenden interplanetare oder lunare Missionen sein), dass fünf Sekunden vor dem Liftoff die beiden Haupttriebwerke zündeten, den Schubaufbau durchführten, und dann vom Bordcomputer gecheckt wurden. Zum Zeitpunkt T-0 zündeten die Booster und die Rakete hob ab. 69 Sekunden nach dem Liftoff durchbrach die Rakete die Schallmauer. Nach etwa 105 Sekunden waren die beiden GEM-63XL-Feststoffmotoren ausgebrannt und wurden abgeworfen.

Die Brenndauer der BE-4-Triebwerke betrug vier Minuten und 59 Sekunden. Bei fünf Minuten und fünf Sekunden erfolgte die Stufentrennung. Zehn Sekunden später starteten die beiden RL-10-Triebwerke der zweiten Stufe. Fünf Minuten und 35 Sekunden in der Mission wurde die Nutzlastverkleidung abgeworfen. Die erste Brennphase der Centaur-Stufe lief über etwas mehr als zehn Minuten, bis 15:45. Dann begann eine Driftphase, die bis 43 Minuten und 35 Sekunden dauerte. Danach wurde die Centaur für den translunaren Einschuss (in eine Bahn mit einem Perigäum von 490 Kilometern und einem Apogäum von 383.000 Kilometern) erneut für etwa vier Minuten gezündet. Drei weitere Minuten später gab die Stufe den Mondlander frei. 78 Minuten und 20 Sekunden nach dem Liftoff zündete sie schließlich erneut für 20 Sekunden und brachte sich selbst und die Celestis-Nutzlast in eine heliozentrische Umlaufbahn.

Bild: Missionslogo des Zertifizierungsfluges der Vulcan Centaur der United Launch Alliance. Quelle: ULA