SpaceX brachte am 1. Juli die europäische Raumsonde Euclid auf den Weg zum Lagrange-Punkt 2. Der Einsatz begann an der Startanlage 40 der Cape Canaveral Space Force Station. Es war die 45. Orbital- oder Sondenmission von SpaceX in diesem Jahr. Mit Euclid will die ESA einige der Geheimnisse der Dunklen Energie und der Dunklen Materie aufklären. Euclid ist eine ausgesprochen teure und technisch komplexe Wissenschaftsmission. Sie gehört zum „Cosmic Vision“-Programm der ESA. Die Gesamtkosten einschließlich der ersten Betriebsphase betragen etwa 1,4 Milliarden Euro.
Die Mission begann um 17:12 Uhr mitteleuropäischer Zeit. Die erste Stufe, Booster 1080, trennte sich zwei Minuten und 41 Sekunden nach dem Liftoff von der Orbitaleinheit, bestehend aus zweiter Stufe und der Raumsonde. 42 Sekunden nach der Zündung des Zweitstufentriebwerkes wurde die Nutzlastverkleidung abgeworfen. Für diese Mission wurde eine brandneue Fairing-Kombination eingesetzt, die zusätzlich auch noch einer speziellen Reinigung unterzogen worden war, um eine Kontaminierung der sensiblen Instrumente Raumfahrzeugs zu verhindern. Die beiden Hälften der Nutzlastverkleidung wurden 820 Kilometer vom Startort entfernt vom SpaceX-Mehrzweckschiff Doug geborgen. Etwa achteinhalb Minuten nach dem Liftoff war eine Übergangsbahn erreicht.
Nach einer Driftphase von neun Minuten zündete das Zweitstufentriebwerk erneut. Dieses Mal für 78 Sekunden. Danach befand sich die Kombination auf einem Transferkurs zum Lagrangepunkt 2 des Erde-Sonne-Systems. 22 Minuten nach Ende des Brennmanövers und 41 Minuten nach dem Verlassen der Startrampe trennte sich Euclid von der Stufe. Der Transfer zum Einsatzort wird jetzt etwa vier Wochen dauern.
Konstruktion und Bau der Raumsonde wurde von Thales Alenia in Cannes durchgeführt. Größere Sub-Unternehmen waren Airbus Defense and Space, Beyond Gravity (früher RUAG) und OHB in Bremen. An Bord der Sonde befinden sich zwei Instrumente mit den Bezeichnungen NISP für die Durchmusterung des Himmels im nahen Infrarotbereich mit 64 Megapixel und VIS für den normaloptischen Bereich mit 600 Megapixel. Die Sonde ergänzt vor allem das James Webb Space Telescope (JWST), weil es, anders als JWST Weitwinkel-Aufnahmen des Himmels machen kann. Dafür setzt es sein 1,2 Meter durchmessendes Spiegelteleskop ein. Die Bandbreite der auswertbaren Wellenlängen reicht dabei von 550 bis 2000 Nanometer. Die Instrumente werden durch einen Sonnenschild auf eine Temperatur von 90 Kelvin gekühlt.
Das Hauptziel von Euklids Mission ist die Beantwortung, oder besser eine Annäherung an die Beantwortung einiger großer Fragen der Kosmologie wie zum Beispiel: Wie verlief die Geschichte des Universums in den letzten zehn Milliarden Jahren? Was ist die Natur der Dunklen Materie. Wie ist ihre Verteilung? Wie hat sich die Ausdehnung des Universums im Laufe der Zeit verändert? Was ist die Natur der dunklen Energie? Ist unser Verständnis der Schwerkraft vollständig?
Das Raumfahrzeug war beim Start – in gefaltetem Zustand – 4,7 Meter hoch, bei einem Durchmesser von 3,8 Metern. Mit 1.982 Kilogramm Startgewicht ist es die schwerste Nutzlast, die je von einer Falcon 9 auf Fluchtgeschwindigkeit beschleunigt wurde.
Für die Mission wurde der Booster 1080 verwendet, der damit erst seine zweite Mission absolvierte. Zuvor war er für die bemannte Axiom-2-Mission eingesetzt worden. Er wurde 690 Kilometer vom Startort entfernt vom Bergungsschiff A Shortfall Of Gravitas in Empfang genommen.
An sich hätte der Start der europäischen Astronomie-Mission auf einer russischen Sojus-STB von Kourou aus erfolgen müssen. Aber nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine wurde die gesamte Raumfahrt-Zusammenarbeit mit Russland (mit Ausnahme der ISS) suspendiert. Danach stand Europa ohne Startmöglichkeit da, weil das Ariane 5-Programm beendet war und Ariane 6 unter massiven Zeitverzügen in der Entwicklung leidet. Sehr kurzfristig (mit einem Vorlauf von weniger als einem Jahr) konnte hier SpaceX einspringen und den Transport ins All übernehmen.
Bild: Missionslogo. Quelle: SpaceX