Zum ersten Mal in mehr als drei Jahren startete am 1. November wieder eine Rakete des Typs Falcon Heavy in den Orbit. Obwohl das Startmanifest für diesen Raketentyp nicht klein ist, verzögert sich dennoch die Startbereitschaft nahezu aller Nutzlasten, die auf diesem Raketentyp gebucht sind. Bei der aktuellen Mission mit der Bezeichnung USSF-44 beispielsweise um zwei Jahre, weil es immer wieder zu Problemen mit den zu startenden Satelliten kam. Nun aber war die Nutzlast bereit, und benötigte so viel von der Transportkapazität dieser Rakete, dass die Zentralstufe im „expandable“-Modus fliegen musste. Sie wurde also bei dieser Mission „verbraucht“, genauso, wie es immer noch bei allen anderen Orbitalraketen weltweit der Fall ist. Die beiden seitlich an der Zentralstufe angebrachten Booster-Einheiten flogen dagegen nach Cape Canaveral zurück führten dort nach ihrem Einsatz eine ebenso perfekte wie spektakuläre Simultan-Landung durch. Es war der 50. Start einer SpaceX-Rakete in diesem Jahr und die 150. und 151. Landung eines Boosters eines SpaceX-Boosters.
Die Mission begann pünktlich zum vorgesehenen Zeitpunkt um 15:41 Uhr mitteleuropäischer Zeit an der Startanlage 39A des Kennedy Space Centers. Mehrere Stunden nach dem Start meldete die US-Luftwaffe den Erfolg der Startmission. Der Ablauf der einzelnen Ereignisse des Aufstiegs konnte dieses Mal auf Anforderung des Kunden nicht vollständig verfolgt werden. Nach der Stufentrennung wurde lediglich der Flugverlauf der beiden Booster weiter verfolgt. Die Brennzeit des Zentralboosters betrug dieses Mal dreieinhalb Minuten. Das ist eine Minute mehr als bei normalen Einsätzen, bei denen die Stufe geborgen wird. Dabei erreichte sie eine Geschwindigkeit von 14.300 Kilometern pro Stunde. Üblicherweise findet die Trennung zwischen erster und zweiter Stufe etwa bei 8.100 Kilometern pro Stunde statt.
Es war das erste Mal, dass eine SpaceX-Rakete eine Nutzlast direkt in den geostationären Orbit transportierte, und nicht wie sonst meist üblich lediglich in eine geostationäre Transferbahn. Es war der vierte Einsatz einer Falcon Heavy überhaupt. Bis zum Erstflug des Space Launch Systems verbleibt die Falcon Heavy die leistungsfähigste und schwerste Rakete im US-Arsenal. Die Falcon Heavy besteht im Grunde aus drei miteinander verbundenen Falcon 9-Erststufen und einer Standard-Zweitstufe.
Alle drei Einheiten waren neu, was sehr ungewöhnlich bei SpaceX ist. Die beiden seitlich an der Zentraleinheit angebrachten Boostereinheiten trugen die Seriennummern 1064 und 1065. Sie landeten nach ihrem Einsatz in den Landing Zones 1 und 2 der Cape Canaveral Space Force Station. Für die Zentraleinheit, Booster 1066, war der erste Flug auch schon der Letzte.
Über die Nutzlasten hält sich die US Space Force ziemlich bedeckt. Bekannt ist lediglich, dass es zwei Hauptnutzlasten sind, die übereinander unter der Nutzlastverkleidung gestapelt sind. Die eine trägt die Bezeichnung „Shepherd Demonstration“, möglicherweise ein Inspektor-Satellit, der sehr nah an andere Satelliten heranfliegt, um sie unter die Lupe zu nehmen. „neighbourhood watch“, also „Nachbarschaftsüberwachung“, nennt das die Space Force. Das Programm unter dem der Satellit läuft trägt die Bezeichnung „Geosynchronous Space Situational Awareness Program“.
bei der anderen handelt es sich um LDEP-2 (eine Abkürzung für Long Duration Propulsive ESPA). Dabei handelt es sich um eine ringförmige Dispensereinheit mit eigenem Antrieb. Sie trägt sechs Nutzlasten, von denen sich drei von LDEP-2 lösen werden, während die anderen drei damit verbunden bleiben. Bei den drei „Freifliegern“ handelt es sich wahrscheinlich um LINUSS-A1 und A2, zwei Raumfahrzeuge, die Wartungsarbeiten an Satelliten im geostationären Gürtel demonstrieren sollen. Ein dritter Satellit ist TETRA-1, der von der Boeing-Tochtergesellschaft Millenium Space Systems gebaut wurde. Es handelt sich dabei um einen kleinen Technologiedemonstrator.
Bild: Missionsemblem von SpaceX. Quelle: SpaceX