Noch vor einigen Jahren war die Proton eine der am häufigsten weltweit eingesetzten Trägerraketen. Zehn oder mehr Starts pro Jahr waren die Regel. Aber in der Zwischenzeit ist es ziemlich ruhig geworden um diesen Träger. In den letzten Jahren, weil er nicht gerade durch Zuverlässigkeit glänzte (auf je 10 Flüge kam in etwa ein Fehlstart), zum anderen, weil er für eine Satellitenkategorie optimiert war, die heute immer weniger gestartet wird und nun kommt noch Russlands unseliger Überfall auf die Ukraine hinzu, der dem Land schlagartig alle westlichen Kunden kostete. Unter anderem betraf das die europäische ExoMars-Mission mit dem Rosalind Franklin-Rover, der eigentlich im September mit einer Proton M zum Mars hätte starten sollen.
Der erste Proton Start des laufenden Jahres fand somit erst jetzt statt. Die dafür verwendete Variante war die Proton M DM-03. Die Mission begann am 12. Oktober um 16:00 Uhr mitteleuropäischer Zeit an der Startanlage 81/24 des Raumfahrtzentrums Baikonur. Die Block DM-03-Oberstufe brachte den Satelliten danach in einem komplexen Transfer in eine Umlaufbahn in 36.200 Kilometern, 400 Kilometer über dem geostationären Gürtel. Von dieser Absetzposition aus wird sich Angosat-2 auf seine endgültige Arbeitsposition auf 23 Grad östlicher Länge über dem Äquator manövrieren und danach Telekommunikations-dienstleistungen aller Art für den afrikanischen Raum zur Verfügung stellen.
Der Kunde von Angosat-2 ist ein alter Verbündeter Russlands, nämlich Angola. Gebaut wurde der Satellit von Reschetnew. Bei Angosat-2 handelt es sich um den Ersatzsatelliten für Angosat 1, der nur wenige Wochen nach seinem Start im Dezember 2017, damals mit einer ukrainischen (!) Zenit-Rakete, ausfiel. Angosat 1 war seinerzeit von Energia gebaut worden. Die Nutzlast für den neuen Angosat-2 stammt übrigens von Airbus in Toulouse. Sie wurde bereits fünf Monate vor dem Überfall Russlands auf die Ukraine geliefert. Angosat-2 entstand auf der Express 1000H-Plattform von Reschetnew.
In der Zwischenzeit ist die Produktion der Proton M ausgelaufen, aber es wird noch eine ganze Reihe von Jahren brauchen, bis die produzierten Einheiten aufgebraucht sind. Seit dem Jahr 1965 waren 427 Proton-Raketen aller Varianten im Einsatz. Derzeit sind noch zwölf Einheiten verfügbar, die nach und nach verwendet werden. Ersetzt wird die Proton zukünftig durch die Angara 5.
Bild: Integration in die Nutzlastverkleidung. Quelle: Roskosmos