Man gewinnt in diesem Jahr den Eindruck, dass fast ausschließlich die Vereinigten Staaten und China Raumfahrt betreiben, nur selten unterbrochen von gelegentlichen russischen Starts. Alle anderen Raumfahrtnationen beteiligen sich nur ganz sporadisch mit vereinzelten Missionen am Geschehen. Ein wenig erinnert die gegenwärtige Situation an die Zeit des kalten Krieges in den 60er und 70er-Jahren, als Weltraumstarts fast ausschließlich Sache der Sowjetunion und der USA waren.

Am 10. August war wieder China dran, diesmal mit dem 31. Start des Jahres für das Land der Mitte. Dabei brachte die CASC (China Aerospace Science and Technology Coporation) mit Hilfe einer Trägerrakete des Typs Langer Marsch 6 16 Satelliten für die Jilin-Erdbeobachtungskonstellation in eine sonnensynchrone polare Erdumlaufbahn. Startort war das nordchinesische Raumfahrtzentrum Taiyuan. Es war der insgesamt neunte Einsatz einer Langer Marsch 6. Alle verliefen bislang erfolgreich.

Die Mission begann um 6:50 Uhr mitteleuropäischer Zeit. Der Zielorbit wies im Durchschnitt (über alle 16 Satelliten gesehen) ein Perigäum von 530 Kilometern und ein Apogäum von 545 Kilometern bei einer Bahnneigung von 97,53 Grad auf.

Das Jilin-1 Orbitalnetz ist Chinas erste Erdbeobachtungskonstellation eines Privatunternehmens. Sie wird, sobald sie fertiggestellt ist, 138 Satelliten mit verschiedenen Aufgabenbereichen umfassen. Mehr als 60 Einheiten sind bereits gestartet worden. Bei der aktuellen Mission wurden 10 Satelliten mit der Bezeichnung Jilin-1-GF-03D (Serien-Nummern 35-43) gestartet. Es handelt sich bei ihnen um optische Fernerkunder mit einem Auflösungsvermögen von etwa einem Meter und einer Schwadbreite von etwa 17 Kilometer.

Zusätzlich zu den 10 Jilin-1-GF-03 Satelliten noch wurden sechs Einheiten der Jilin-1 Hongwai A-Reihe gestartet. Die Hongwai-A-Satelliten führen Messungen der Atmosphäre durch. Sie werden auch gelegentlich als Jllin-1R bezeichnet, weil sie im Infrarot-Spektrum arbeiten.

Alle 16 Kleinraumfahrzeuge wurden von der Chang Guang Satellite Technology Corporation konstruiert und hergestellt. Die einzelnen Einheiten wiegen beim Start jeweils etwa 42 Kilogramm. Ziel der Jilin-Konstellation ist es, jeden Punkt der Erde längstens alle 10 Minuten abzubilden. Bis 2030 soll die komplette Konstellation fertig im Orbit installiert sein.

Bild: Startlogo. Quelle: CASC