Beim ersten Flugversuch am 21. Oktober letzten Jahres hatte Südkorea mit seiner Nuri-Rakete den Orbit noch knapp verfehlt. Beim zweiten Testeinsatz der südkoreanischen Eigenentwicklung, am 21. Juni, verlief aber alles nach Plan und das „Korea Space Launch Vehicle II (KSLV-II)“ wie es offiziell bezeichnet wird, erreichte die vorgesehene Umlaufbahn. Die etwas inoffiziellere, aber häufiger gebrachte Bezeichnung „Nuri“ bedeutet auf Koreanisch so viel wie „Welt“.
Der Start erfolgte um 9:00 Uhr mitteleuropäischer Zeit (17:00 Uhr südkoreanischer Ortszeit) vom Komplex 2 des Naro-Raumfahrtzentrums im Süden des Landes. An Bord der Nuri befanden sich insgesamt sechs Nutzlasten: Ein 1,3 Tonnen schwerer Nutzlastsimulator und ein 162 Kilogramm schwerer Satellit mit der Bezeichnung „Performance Verification Satellite“ (oder kurz: PVSAT) der von der nationalen Raumfahrtagentur KARI stammt. An diesem Satelliten ist ein CubeSat-Dispenser angebracht, der im Laufe der folgenden Tage insgesamt vier Kleinsatelliten absetzen wird.
Etwa 13 Minuten nach dem Liftoff war eine nahezu kreisförmige Umlaufbahn mit einem Perigäum von 695 Kilometern, einem Apogäum von 707 Kilometern und einer Bahnneigung von 98,02 Grad zum Äquator erreicht. 100 Sekunden später trennte sich PVSAT von der Stufe. weitere 70 Sekunden darauf auch der von der südkoreanischen Raumfahrtagentur KARI gebaute Massensimulator.
Der größte der vier mitgeführten aktiven CubeSats ist der 6Units große STEP Cube Lab-II Technologiedemonstrator von der Universität Chosum. Er verfügt über ein Startgewicht von knapp 10 Kilogramm. Die vier Einheiten wurden ab dem 23. Juni im Abstand von jeweils zwei Tagen abgesetzt. Als erster Satellit wurde STEP Cube Lab-II freigegeben, gefolgt von RANDEV, gebaut und betrieben von KAIST. Danach SNAGLITE II von und für die Universität Seoul und MIMAN von der Universität Yonsei. Diese Einheiten sind ebenfalls Technologiedemonstratoren mit einem Gewicht von jeweils fünf bis sechs Kilogramm.
Die Nuri ist eine Rakete die zwischen der oberen Unterklasse und der unteren Mittelklasse angesiedelt ist. Sie ist leistungsmäßig vergleichbar mit der europäischen Vega C oder der indischen PSLV. Sie ist in der Lage, Nutzlasten bis 1.500 Kilogramm Gewicht in eine sonnensynchrone polare Erdumlaufbahn zu befördern. Die Rakete ist dreistufig und wird über alle drei Stufen mit Kerosin und flüssigem Sauerstoff betrieben. Sie ist – mit der Nutzlastverkleidung – gut 47 Meter hoch, hat einen Durchmesser von 3,2 Meter und wiegt beim Start etwa 200 Tonnen.
Bild: Start der KSLV-II (Nuri) zu ihrem zweiten Testflug. Quelle: KARI