Die United Launch Alliance (ULA) brachte am 21. Januar zwei Satelliten für die US Space Force direkt in eine geostationäre Erdumlaufbahn. Für diesen Start wurde die noch nie zuvor (und wahrscheinlich auch nie danach) eingesetzte Version 511 des Trägers verwendet. Die ULA bezeichnete diese Version als “Big slider”, weil die Rakete wegen der asymetrischen Triebwerkskonfiguration in den ersten Flugsekunden einen merkbaren Schiebewinkel aufwies. Startort war der Komplex 41 der Cape Canaveral Space Force Station.
Die Atlas 5 511 verwendet eine 5,4 Meter durchmessende Nutzlastverkleidung, einen einzelnen GEM-63 Feststoffbooster und ein einzelnes RL-10-Triebwerk in der Centaur-Oberstufe. In dieser Konfiguration ist die Atlas 5 in ihren bislang 91 Einsätzen noch nie geflogen, und wird es aller Voraussicht nach auch in Zukunft nicht mehr tun. Es stehen nur noch Flüge für die Atlas 5 auf dem Manifest, die allesamt bereits bestimmten Missionen zugeordnet sind. Keiner in der Version 511. Danach wird die Atlas 5 von der neuen Vulcan-Rakete der ULA abgelöst.
Der Träger flog ein relativ komplexes Bahnprofil ab und die Startmission zog sich über knapp acht Stunden hin, bevor beide Satelliten abgesetzt waren und sich die Centaur-Stufe nach zwei Brennmanövern am Ende selbst passiviert hatte. Die dann erreichte Bahn war nahezu kreisförmig in einer Höhe von 36.100 Kilometern über der Erdoberfläche, also knapp oberhalb des geostationären Gürtels. Den Abstieg auf ihre Zielbahn werden die Satelliten nun mit ihren Bordtriebwerken absolvieren.
Bei den beiden Nutzlasten handelte es sich um das insgesamt dritte Paar so genannter GSSAP-Satelliten (für: Geosynchronous Space Situational Awareness Program). Dabei handelt es sich um relativ kleine Einheiten, mit denen im geostationären Orbit andere Satelliten inspiziert werden können. Bei diesem Start waren die Satelliten Nummer fünf und sechs des Systems an Bord. In der Terminologie der US-Space Force wird diese Mission als USSF-8 (United States Space Force Nr. 8) bezeichnet.
Die GSSAP-Satelliten werden von Northrop Grumman auf Basis der Geostar-1 Plattform gefertigt. Dieser Bus ist im „zivilen Leben“ für kleine Kommunikationssatelliten bestimmt. Der erste GSSAP-Start erfolgte im Juli 2014 und trug seinerzeit die Bezeichnung AFSPC-4 (Air Force Space Command 4). Diese beiden Satelliten sind seit Februar letzten Jahres nicht mehr in Betrieb und wurden in der Zwischenzeit in einen Friedhofsorbit verbracht. Das zweite Paar ging im August 2016 als AFSPC-6 auf die Reise und ist noch aktiv. Die Bezeichnung ist ein Hinweis darauf, dass seinerzeit die Space Force als unabhängige Waffengattung noch nicht existierte.
Einmal im Orbit angekommen, werden die beiden neuen Einheiten militärische Bezeichnungen erhalten, wahrscheinlich USA 320 und USA 321. Die vier früheren Einheiten trugen die Bezeichnungen USA 253 und USA 254, sowie USA 270 und USA 271.
Bild: Startlogo. Quelle: ULA