Mit einem erfolgreichen Start von der Space Force Basis Vandenberg in Kalifornien ist die Raumsonde DART (Double Asteroid Redirection Test) jetzt auf dem Weg zum Doppelasteroiden Didymos und Dimorphos. Sie wird ihr Ziel nach einer Umrundung der Sonne, am 24. Oktober 2024 erreichen. Als Träger für diese Mission wurde eine Falcon 9 von SpaceX eingesetzt. Trotz inzwischen weit über 100 Einsätzen dieser Rakete war es der erste Start eines interplanetaren Raumfahrzeugs mit diesem Träger.
Die Mission begann am 24. November um 7:41 Uhr mitteleuropäischer Zeit (entsprechend 22:41 Uhr US-Pazifikzeit am 23. November) an der Startanlage SLC-4E. Als Erststufe für diese Mission wurde der Booster 1063 verwendet, der damit seine dritte Mission absolvierte. Nach seinem Einsatz – etwa achteinhalb Minuten nach dem Liftoff – landete er auf dem Bergungsschiff „Of Course I still Love You“ im Pazifik, das 652 Kilometer vom Startpunkt entfernt vor der Küste der Baja de California stationiert war. Es war die insgesamt 95. erfolgreiche Landung einer Falcon 9-Erststufe.
Nahezu gleichzeitig mit der Landung der ersten Stufe hatte die zweite Antriebseinheit mit dem Raumfahrzeug einen Parkorbit mit einem Perigäum von 230 Kilometern, einem Apogäum von 300 Kilometern und einer Bahnneigung zum Äquator von 64,7 Grad erreicht. Etwa 35 Minuten danach war die Orbitaleinheit am Einschussfenster für die berechnete Fluchtbahn angekommen, und die Oberstufe beschleunigte das Raumfahrzeug von bis dahin etwa 7,5 Kilometer pro Sekunde auf 11,1 Kilometer pro Sekunde. 55 Minuten und 40 Sekunden nach dem Verlassen der Startrampe trennten sich Raumsonde und Trägerfahrzeug.
Die beim Start 610 Kilogramm schwere Raumsonde befindet sich nun auf einer Selbstmordmission. Am 24. Oktober 2022 wird sie sich auf den nur 160 Meter durchmessenden Begleiter des mit 740 Metern Durchmesser ebenfalls schon nicht sonderlich großen Asteroiden Didymos stürzen. Der Mini-Mond Dimorphos, der momentan Didymos mit einer Periode von 11 Stunden und 55 Minuten umkreist, soll dabei ganz geringfügig in seiner Bahn beeinflusst werden. Die Experten gehen davon aus, dass der Einschlag die Umlaufperiode des Begleiters um das Hauptobjekt um etwa 10 Minuten verkürzen könnte.
Das Ereignis wird von der Erde aus genau vermessen (der Abstand des Asteroidenpaares wird dann nur etwa elf Millionen Kilometer betragen) und obendrein von einer kleinen Subsonde namens LICIACube beobachtet. Die filmt das Ereignis und sendet ihre Daten ebenfalls zur Erde. Die Wissenschaftler erhoffen sich von dieser Mission vor allem Erkenntnisse über die Möglichkeiten der Asteroidenabwehr mittels kinetischer Energie.
Verglichen mit der Masse des Asteroiden ist die eingebrachte Energie sehr gering. Der NASA-Projekleiter verglich den Einfluss mit einem Golfwägelchen, das frontal mit einem Fußballstadion voller Felsbrocken zusammentrifft. Es werden mehrere Monate an detaillierter Beobachtung notwendig sein, um die tatsächlich erzielte Geschwindigkeitsänderung festzustellen.
Einen Monat vor dem Einschlag wird DART die 14 Kilogramm schwere LICIACube-Sonde freigeben. Sie ist ein Beitrag der italienischen Raumfahrtagentur ASI zu diesem Projekt. Sie trägt ein Kamerasystem, mit dem sie Dimorphos vor, während, und nach dem Einschlag von DART beobachten kann. Am Ende wird LICIACube in einem Abstand von 55 Kilometern an Dimorphos vorbeifliegen.
Die Mission ist mit Gesamtkosten von 330 Millionen Dollar vergleichsweise günstig. Ursprünglich war vorgesehen gewesen, DART „Piggyback“ mit einer Rakete mitfliegen zu lassen, die einen Satelliten auf eine geostationäre Transferbahn abliefert. Am Ende bot aber SpaceX dem DART-Vorhaben einen exklusiven Flug zum Asteroiden für 68 Millionen Dollar an. Billiger, als ein Mitflug mit einem anderen Träger gewesen wäre.
Bild: SpaceX-Missisonslogo DART; Quelle: SpaceX