Beim dritten Start innerhalb von 72 Stunden brachte China am 6. November drei militärische Aufklärungssatelliten in den Orbit. Die als Yaogan 35A, 35B und 35C bezeichneten Einheiten nahmen vom zentralchinesischen Raumflugzentrum Xichang ihren Weg ins All. Damit hat China innerhalb von nur drei Tagen fünf Spionagesatelliten ins All geschickt. Als Träger wurde eine zweistufige Rakete des Typs Langer Marsch 2D eingesetzt. Es war der 43. chinesische Orbitalstart in diesem Jahr. Zum Vergleich: Europa hat bislang in diesem Jahr vier Orbitalträger gestartet.
Die Mission begann um 4:00 Uhr mitteleuropäischer Zeit (11:00 Pekinger Zeit) an der Startanlage 3 des Weltraumbahnhofs. Die Raumfahrzeuge wurden auf einer fast kreisförmigen Umlaufbahn in nahezu exakt 500 Kilometern Höhe bei einer Bahnneigung von 35,0 Grad abgesetzt.
Der Start einer Langer Marsch 2D von Xichang aus ist ein seltenes Ereignis, das bislang erst einmal vorkam. Dieser Raketentyp startet für gewöhnlich nur in Jiuquan und Taiyuan. Das „Ausweichen“ auf Xichang mit diesem Träger ist ein Hinweis auf die außergewöhnlich hohe Startfrequenz chinesischer Orbitalträger in diesem Jahr. Schon jetzt, noch im ersten Novemberdrittel, ist der bisherige Rekord von 39 Starts pro Jahr längst gebrochen.
Über die Satelliten ist nur wenig bekannt. Offensichtlich handelt es sich um einen neuen Typ von militärischen Beobachtern und erst seine Beobachtung über einen längeren Zeitraum wird Aufschluss über seine Aufgaben geben.
Der zuvor bislang einzige Start einer Langer Marsch 2D-Trägerrakete von Xichang aus erfolgte im Februar letzten Jahres mit insgesamt vier Shiyan-Satelliten an Bord. Diese Einheiten wurden seinerzeit auf einer Bahnhöhe von 480 Kilometern bei einer Bahnneigung zum Äquator von 35 Grad abgesetzt. Das ist somit fast dieselbe Umlaufbahn, in der sich jetzt auch die drei Yaogan 35-Satelliten befinden. Ein weiterer Hinweis auf die Ähnlichkeit der Mission besteht darin, dass die drei Einheiten wie damals von CAST (respektive seinem Ableger DFH Satellite in Peking) und SAST in Shanghai (Yaogan 35C) gebaut wurden, so dass man annehmen kann, die damalige Mission diente als Testflug für eine neue Satellitengeneration, die nun ihren ersten Einsatzflug erlebt.
Ein Unterschied zur damaligen Mission besteht allerdings: Die drei aktuellen Fluggeräte scheinen größer zu sein als die vier vom Februar letzten Jahres, denn dieses Mal wurde eine größere Nutzlastverkleidung verwendet. Auch ein unauffälliger Hinweis in der offiziellen Verlautbarung des Starts deutet auf eine neue Satellitenserie hin, denn sie besagte, bei den aktuellen Einheiten handele es sich um Raumfahrzeug der „Yaogan 35-Familie“. Man kann also hier den Beginn der Stationierung einer neuen Konstellation erwarten.
Bild: Startlogo; Quelle: CASC