Der Erstflug der Alpha-Trägerrakete von Firefly Aerospace ist am 3. September gescheitert. Die Rakete wurde zweieinhalb Minuten nach dem Verlassen der Startrampe, noch während des Erststufenfluges, vom Range Safety Officier gesprengt. Zunächst schien alles gut zu gehen, obwohl kundigen Beobachtern von Anfang an der Aufstieg sehr langsam erschien. An der unsteten Ausrichtung des Flammenstrahls war auch erkennbar, dass die Rakete ungewöhnlich viele Steuerungsinputs vornahm.
Die Mission hatte um 3:59 Uhr Mitteleuropäischer Zeit (18:59 Uhr pazifischer US-Zeit am 2. September) am Startkomplex 2 der Space Force Basis Vandenberg in Kalifornien ihren Anfang genommen. Der Verdacht erhärtete sich, als 107 Sekunden nach dem Liftoff ein Sprecher der Bodenkontrolle bekannt gab, dass das Vehikel nun „supersonic“ sei. Dieser Meilenstein im Missionsablauf hätte aber schon 40 Sekunden früher erreicht werden müssen.
Statt hinaus nach Südwesten aufs Meer zu fliegen schien sich die Rakete auch nicht sehr weit vom Land wegzubewegen. Schließlich schien die Rakete die Kontrolle vollständig zu verlieren. Nach einigen Taumelbeweungen und sogar einem halben Looping sprengte der Sicherheitsoffizier am Boden die Gerät nach einer Flugdauer von 149 Sekunden.
Wäre Firefly erfolgreich gewesen, dann wäre er auf eine sehr ungewöhnliche Umlaufbahn geflogen: Einen kreisförmiger Orbit in 300 Kilometer Höhe mit einer Inklination von 138 Grad. Das ist ein retrograder südwestlicher Orbit, in den kaum jemals ein Raumfahrzeug startet. Diese Bahn wurde möglicherweise wegen der besseren Tracking-Möglichkeiten gegenüber einem südlichen polaren Orbit gewählt, der von Vandenberg aus der Standard wäre.
Die Alpha ist eine zweistufige Rakete, die – sobald ihr Einsatzstatus einmal hergestellt ist - eine Nutzlast von 1.000 Kilogramm in eine niedrige Erdumlaufbahn bringen kann, oder gut 600 Kilogramm auf einen polare, sonnensynchronen Orbit.
Die Rakete ist knapp 30 Meter hoch, weist einen Durchmesser von 1,8 Metern auf und wird von vier Triebwerken des Typs Reaver 1 angetrieben. Diese Raketenmotoren erbringen unter normalen Umständen einen Gesamtschub von etwa 740 Kilonewton. Die zweite Stufe wird mit von einem einzelnen Lightning 1-Triebwerk mit einem Schub von 70 Kilonewton angetrieben. Die Rakete verwendet über beide Stufen die Treibstoff-/Oxidatorkombination Kerosin und flüssiger Sauerstoff.
Im Vorfeld hatte am 19. August ein statischer Brennlauf von 15 Sekunden Dauer stattgefunden, der normal verlaufen war, und den Weg für die Durchführung des Starts geebnet hat. An Bord befanden sich einige von Nutzlasten, die Firefly wegen des hohen Startrisikos eines Erstflugs kostenlos mitnahm. Dies waren:
- Spinnaker-3, ein 18 Quadratmeter großes „Segel“ der Purdue-Universität, mit dessen Hilfe – einen erfolgreichen Start vorausgesetzt – die zweite Stufe der Alpha schneller aus dem Orbit hätte herausgebremst werden sollen.
- Die Libre Space Foundation hatte einen so genannten Pocket Sat-Dispenser mit der Bezeichnung „Picobus“ an Bord, aus dem insgesamt sechs Pocket-Cubes (also 1/4 Cubesat große Pikosatelliten) abgesetzt werden sollten. Diese sechs Pikosatelliten sind FossSat 1b und FossSat 2, die von FOSSA-Systems entwickelt wurden, QUBIK 1 und 2 von und für Libre Space Foundation, sowie Genesis N und L von AMSAT EA in Zusammenarbeit mit der Universität Madrid.
- HIAPO, ein 1Unit-Cubesat von und für das Hawaii Science and Technology Museum.
- Eine so genannte “Teachers in Space”-Nutzlast mit der Bezeichnung Serenity, ein 3Unit-Cubesat.
- Außerdem an Bord befand sich noch ein kommerzieller Satellit von Benchmark Space Systems mit der Bezeichnung BSS-1. Es handelt sich dabei um einen 3Unit-Cubesat. Ein Technologie-Demonstrator.
Zusätzlich waren noch eine ganze Reihe nichttechnischer Nutzlasten an Bord, wie z.B. DNA-Proben, Bücher, Fotos, persönliche Dinge und künstlerische Objekte. All diese Dinge liegen jetzt, sollten sie die Explosion überstanden haben, auf dem Grund des Pazifik.
Bild: Missionslogo des Alpha-Jungfernflugs; Quelle: Firefly Aerospace