Indiens Raumfahrtprogramm musste am 12. August einen herben Rückschlag hinnehmen als eine Trägerrakete des Typs GSLV Mk. II mit dem Erdbeobachtungssatelliten EOS-03 an Bord nicht die Umlaufbahn erreichte. Es war beim 14. Start einer GSLV-Rakete bereits der vierte komplette Fehlschlag. Dazu kommen noch zwei Teilversager, bei denen die Nutzlasten nicht auf ihren korrekten Umlaufbahnen abgeliefert wurden. Weltweit gibt es derzeit keine Einsatz-Trägerrakete mit einer schlechteren Erfolgsquote.
Die Raumfahrtaktivitäten des Landes waren durch die Corona-Pandemie seit einem Jahr ohnehin schon drastisch heruntergefahren worden, was bereits zu einem langen Rückstau zu startender Nutzlasten geführt hat. Bislang gab es in diesem Jahr nur eine einzige Mission, die mit einer PSLV-Trägerrakete durchgeführt wurde.
Der Flug begann um 2:13 Uhr mitteleuropäischer Zeit (entsprechend 5:43 Uhr lokaler Ortszeit) am Satish Dhawan Raumfahrtzentrum auf der ostindischen Insel Shriharikota. Der Flug verlief bis zur Zündung der dritten Stufe normal. Dann begann die Telemetrie Abweichungen in der Rollrate und der Raumlage der Rakete, die zunahmen, bis die Telemetrieübertragung schließlich abbrach. Aus den widersprüchlichen Meldungen der indischen Raumfahrtagentur kristallisiert sich heraus, dass die Zündung der dritten Stufe nicht erfolgt ist. Die Zündung der dritten Stufe sollte vier Minuten und 56 Sekunden nach dem Liftoff erfolgen. Die daraufhin folgende Brennzeit wäre bis 18 Minuten und 24 Sekunden gelaufen. Der Satellit sollte sich dann 18 Minuten und 39 Sekunden nach dem Verlassen der Startrampe von der dritten Stufe trennen.
Danach sollte ein Transferbahn mit einem Perigäum von 170 Kilometern, einem Apogäum von 36.300 Kilometern und einer Bahnneigung zum Äquator von 19,4 Grad erreicht gewesen sein.
Die Rakete stand mit dem Satelliten bereits am 5. März 2020 erstmals auf der Startrampe. Dann trat aber ein technisches Problem auf, und der Träger musste wieder in die Montagehalle zurückgerollt werden. Die in Indien massiv wütende Corona-Epidemie verhinderte danach den Start im vergangenen Jahr vollständig. Ein neuer Versuch wurde für März 2021 anberaumt. Doch wieder traten technische Probleme am Satelliten auf, und der Missionsbeginn schob sich immer weiter hinaus.
EOS-03 wies eine Startmasse von 2.286 Kilogramm auf und war für eine Lebensdauer von mindestens zehn Jahren ausgelegt. Er sollte auf 85,5 Grad östlicher Länge über dem Äquator stationiert werden. Der zweite Satellit dieser Reihe, EOS-05, soll im kommenden Jahr gestartet werden.
Bild: EOS-03 unmittelbar vor dem Einschluss in die Nutzlastverkleidung; Quelle: ISRO