Nach einer verpatzten Premiere für Chinas neue Mittelklasse-Trägerrakete Langer Marsch 7A am 16. März vergangenen Jahres war der zweite Start am 11. März nun erfolgreich. An Bord befand sich ein Satellit mit der Bezeichnung Shiyan 9, eine Ersatzeinheit für das Raumfahrzeug, das beim unglücklich verlaufenen Jungfernflug des Trägers zerstört wurde.

Die Mission begann um 18:51 Uhr Mitteleuropäischer Zeit (entsprechend 1:51 Pekinger Zeit) am Startkomplex 201 an Chinas neuem Startzentrum Wenchang auf der Insel Hainan am Gelben Meer. Etwa 30 Minuten nach dem Liftoff hatte die dritte Stufe mit der Nutzlast einen geostationären Transferorbit mit einem Perigäum von 250 Kilometern und einem Apogäum von 35.840 Kilometern erreicht. Die Bahnneigung zum Äquator betrug 19,5 Grad. Von hier aus wird sich Shiyan 9 mit den Bordtriebwerken auf seine endgültige geostationäre Bahn begeben.

Die Trägerraketen der Typen Langer Marsch 7 und 7A sollen mittelfristig vor allem die Träger der Langer Marsch 3-Reihe ersetzen, die in ihren ersten und zweiten Stufen mit giftigen hypergolen Treibstoffen arbeiten und auch weniger leistungsfähig sind. Insgesamt war es schon der vierte Flug einer Langen Marsch 7. Zwei davon erfolgten in der Basisversion der Rakete, die als Langer Marsch 7 bezeichnet wird.

In dieser Version kann der Träger etwa 13-14 Tonnen Nutzlast auf eine niedrige Erdumlaufbahn bringen und soll mittelfristig die Langer Marsch 2F als Trägerfahrzeug für bemannte Systeme und das Tianzhou-Logistmodul für die neue chinesische Raumstation ablösen. Die Variante 7A wird dagegen eingesetzt um Satelliten auf hochenergetischen Orbits abzusetzen und ist dann in der Lage, eine Nutzlast von etwa sieben Tonnen auf eine geostationäre Transferbahn zu transportieren. Die ersten beiden Stufen werden in beiden Versionen mit der Treibstoffkombination Kerosin und Flüssiger Sauerstoff betrieben. Stufe drei, mit der nur die die Langer Marsch 7A ausgerüstet ist, arbeitet mit flüssigem Wasserstoff und flüssigem Sauerstoff.

Über die Aufgaben des vermutlich etwa sechs Tonnen schweren Shiyan 9 schweigen sich die offiziellen Stellen aus. Es wird angenommen, dass es sich um einen militärischen Aufklärungssatelliten handelt, der im optischen Bereich arbeitet und hauptsächlich für die Verfolgung von Flottenverbänden auf den Weltmeeren ausgelegt ist. Der Name Shiyan (chinesisch für Versuch oder Experiment) deutet daraufhin, dass es sich um den Einsatz neuartiger Technologie handeln könnte. Entwickelt wurde das Raumfahrzeug von der CAST (China Academy of Spaceflight Technology).

Bild: Die Langer Marsch 7A vor dem Start; Bild: ChinaNews