Es ist eine historische Mission, die da zwei Minuten vor Mitternacht am 19. Juli begann. Die Vereinigten Arabischen Emirate entsandten vom japanischen Weltraumzentrum Tanegashima aus eine Raumsonde auf eine sieben Monate dauernde Reise zum Mars. Das Vehikel trägt die Bezeichnung „Al Almal“, was so viel wie „Hoffnung“ bedeutet. Die Emirate sind der Raumfahrt sehr zugetan. Erst im letzten Jahr startete ein emiratischer Astronaut – Hazza al Mansouri – mit einem russischen Sojus-Raumschiff für acht Tage zur ISS.
Der Transport in den Weltraum an Bord einer japanischen Trägerrakete des Typs H-2A 202 begann um 23:58 Uhr mitteleuropäischer Zeit. Die Startmission dauerte 56 Minuten. Danach gab die zweite Stufe Trägerrakete die Sonde frei. Wenn deren sieben Monate dauernder Transfer zum Mars wie geplant verläuft, dann wird sie im Februar 2021 mit einem 30minütigen Brennmanöver eine Umlaufbahn um den Roten Planeten eintreten. Das Datum, fällt mit dem 50jährigen Gründungsjubiläum der Vereinigten Arabischen Emirate zusammen. Die Umlaufbahn der Sonde soll nach dem Bahneinschuss eine Periapsis von 20.000 Kilometern und eine Apoapsis von 43.000 Kilometern aufweisen.
Natürlich wäre ein so ambitioniertes Projekt für ein Land, das gerade einmal seit sechs Jahren eine Raumfahrtagentur betreibt nicht alleine zu stemmen gewesen. Die Emirate haben bisher drei Erdsatellitenprojekte abgewickelt und dabei eher teilgenommen, als sie selbständig durchgeführt. Mit so wenig Expertise gleich den Schritt zu einer Planetensonde zu wagen ist deshalb ziemlich mutig. Nicht zuletzt deshalb wurde auch dieses Mal umfangreiche Unterstützung ausländischer Unternehmen in Anspruch genommen. Zusammengebaut wurde das Raumfahrzeug aber im Mohammed bin Raschid Raumfahrtzentrum, wo auch die Flugleitung stattfindet. Unterstützung geleistet haben neben den Mitshubishi Heavy Industries in Japan auch die Universität von Boulder in Colorado und die Berkeley-Universität in Kalifornien. Die Flugsoftware stammt aus Großbritannien. Insgesamt waren in dem Vorhaben etwa 350 Techniker und Ingenieure eingebunden. 200 davon stammen aus den Emiraten. Ein interessanter Aspekt dabei ist, dass davon mehr als ein Drittel Frauen sind.
Die Forschungsaufgaben der Sonde haben einen deutlichen Schwerpunkt in der Untersuchung der Atmosphäre des Planeten. In diesem Sinne ist „Al Almal“ quasi ein Wettersatellit für den Mars. Drei Instrumente an Bord sollen das bewerkstelligen.
Das Raumfahrzeug weist ein Stargewicht von etwa 1.350 Kilogramm auf, ist 2,9 Meter hoch und 2,4 Meter breit und tief. Zwei Solargeneratoren versorgen die Sonde – am Mars – mit etwa 600 Watt an elektrischer Leistung. Die Kommunikation mit der Erde läuft über eine 1,85 Meter-Hochgewinn-Antenne. Die Sonde verfügt über sechs 120N-Raketenmotoren für größere Geschwindigkeitsänderungen wie das Bremsmanöver zum Erreichen der Marsumlaufbahn und acht 5N-Lagekontrolltriebwerke, die auch für die Feinabstimmung bei Bahnmanövern verwendet werden können.
Die „Al Almal“-Mission ist der erste von drei Starts zum Planeten Mars in den nächsten Tagen. Am 23. Juli soll von Wenchang aus Chinas hochkomplexe Orbit- und Landemission Tianwen-1 auf den Weg gehen und eine Woche später mit einer Atlas 5-Rakete der Perseverance-Rover der NASA.
Europa hat es dagegen nicht rechtzeitig geschafft, seine ExoMars-Sonde für das Startfenster dieses Jahres startklar zu bekommen und muss damit somit bis zum Herbst 2022 warten. Günstige Startkonstellationen zum Nachbarplaneten gibt es nur alle 26 Monate und sind auch dann nur auf einen Zeitraum von wenigen Wochen begrenzt.
Bild: Raumsonde Hope in der Marsumlaufbahn. Künstlerische Darstellung; Credit: MBSC