SpaceX brachte am 20. Juli im Auftrag von Lockheed Martin den militärischen Kommunikationssatelliten ANASIS-II (für: Army/Navy/Air Force Satellite Information System 2) in eine geostationäre Transferbahn. Lockheed hatte den Satelliten im Rahmen eines militärischen Kompensationsgeschäftes bei Airbus in Toulouse für das südkoreanische Militär bestellt und den gesamten Vorgang auch organisatorisch abgewickelt. Neben diesem verwickelten wirtschaftlichen Geschäft brachte die ANASIS-II Mission eine ganze Reihe raumfahrttechnischer Erstleistungen mit sich.
Der Start erfolgte um 23:30 Uhr mitteleuropäischer Zeit (entsprechend 17:30 Uhr ostamerikanischer Ortszeit). 32 Minuten und 29 Sekunden später trennte sich die Nutzlast von der zweiten Stufe des Trägers. ANASIS-II wird sich nun mit seinen Bordtriebwerken auf den Weg zum geostationären Orbit machen. Wie Beobachter ermittelten (offizielle Verlautbarungen gab es keine), wurde Anasis 2 auf eine supersynchrone Bahn mit einem Apogäum von knapp unter 47.000 Kilometern bei einer Bahnneigung von 24 Grad zum Äquator gebracht.
Weniger als neun Minuten nach dem Liftoff landete die erste Stufe der Falcon 9 punktgenau auf der unbemannten Bergungsplattform “Just Read the Instructions”, die 628 Kilometer östlich von Cape Canaveral auf den zurückkehrenden Booster wartete.
Es war der 12. Start von SpaceX in diesem Jahr, der 11., der in den Orbit führte, der 90. Flug einer Falcon 9 und die 57. Landung der Erststufe. Das bei dieser Mission verwendete Booster, Core 1058.2 war bereits im May für den Start einer Crew Dragon eingesetzt worden, welche die beiden Astronauten Bob Behnken und Doug Hurley zur Internationalen Raumstation brachte. Dies ergab eine „Turn-around“ Zeit von nur 51 Tagen seit dem letzten Einsatz, der bislang beste Wert für ein wiederverwendbares Raumfahrzeug. Dies beinhaltet auch die Flüge des Space Shuttle. Dort war die kürzeste Turn-around-Zeit zwischen zwei Missionen (STS-51J und STS-61B) bei 55 Tagen. Erstmals gelang es bei dieser Mission auch, beide Hälften der Nutzlastverkleidung (die bei SpaceX am Fallschirm zurückkehren) direkt aus der Luft aufzufangen. Die beiden Bergungsschiffe für die Fairings befanden sich 782 Kilometer von Cape Canaveral entfernt. Außerdem war Core 1058.2 damit auf beiden Bergungsschiffen von SpaceX gelandet, denn die erste Rückkehr fand auf „Of course I still love you“ statt.
Das Kompensationsgeschäft ist Teil einer so genannten „Offset obligation“, die Südkorea im im Jahr 2014 im Gegenzug für den Kauf von F-35 Kampfflugzeugen im Wert von sieben Milliarden US-Dollar ausgehandelt hat. Unter den Bedingungen dieser Vereinbarung verpflichtete sich der Hersteller der F-35, Lockheed Martin, einen Telekommunikationssatelliten für Korea zu beschaffen.
Anasis 2 unterstützt Koreasat 5/ANASIS-I, einen kombinierten militärisch-zivilen Satelliten, der im Jahre 2004 gestartet worden war, und nun langsam in die Jahre kommt. ANASIS-II soll dem südkoreanischen Militär abhörsichere Kommunikation ermöglichen. Entstanden ist das Raumfahrzeug auf der Eurostar 3000-Plattform von Airbus, von der schon 51 Einheiten gebaut wurden. Das Startgewicht von ANASIS-II wird geheim gehalten, dürfte aber zwischen 4.500 und 6.500 Kilogramm liegen. Auf Grundlage der (von Amateuren) errechneten Bahnparameter liegt er wohl eher im unteren Bereich, ansonsten wäre das Erreichen einer supersynchronen Umlaufbahn für die Falcon 9 nur dann möglich gewesen, wenn man auf die Bergung der Erststufe verzichtet hätte.
Bild: Core 1058.2 brachte am 30. Mai brachte bereits zwei US-Astronauten auf den Weg zur ISS. Credit: SpaceX