Ähnliches ist schon zuvor in der Geschichte der sowjetisch/russischen Raumfahrt passiert. Aber es liegt viele Jahrzehnte zurück, dass zum letzten Mal ein Sojus-Raumschiff unbemannt zu einer Raumstation fliegen musste, um eine dort gestrandete Crew aufnehmen zu können, weil deren eigentliches Raumfahrzeug beschädigt war. Im aktuellen Fall übernimmt Sojus MS-23 den Platz und die Funktion von Sojus MS-22, die auf Grund eines immer noch rätselhaften Lecks in einem Kühlsystem für den Flug mit einer Besatzung zu unsicher erscheint, und deshalb unbemannt zur Erde zurückkehr wird.
Der Start von Sojus MS-23 erfolgte um 1:24 Uhr mitteleuropäischer Zeit am 24. Februar an der Spitze einer Trägerrakete des Typs Sojus 2.1a vom Startplatz 31/6 des Kosmodroms von Baikonur.
Sojus MS-22 war am 21. September 2022 mit den beiden russischen Kosmonauten Sergei Prokopjew und Dimitri Petelin sowie dem NASA-Astronauten Francisco Rubio zur ISS gestartet um eine Mission mit einer damals geplanten Dauer von 188 Tagen anzutreten. Am 15. Dezember trat jedoch ein Leck im Ammoniumkreislauf von Sojus MS-22 auf, das dazu führte, dass die gesamte Kühlflüssigkeit an Bord in den Weltraum verdampfte. Untersuchungen mit einem Robot-Arm der ISS ergaben, dass sich an einem der Radiatoren der Sojus ein 0,8 Millimeter großes Loch befand. Roskosmos gab bald darauf bekannt, dass dieses Loch durch den Einschlag eines Mikro-Meteoriten verursacht worden sei. In der Folge stellte man fest, dass eine Rückkehr mit der beschädigten Sojus MS-22 wahrscheinlich möglich aber nicht ganz ungefährlich sei.
Aus Sicherheitsgründen beschloss man daher, die Sojus MS-23, die eigentlich mit Oleg Kononenko, Nikolai Chub und der NASA-Astronautin Laurel O‘Hara zur ISS fliegen sollen, unbemannt dorthin zu senden, um damit an der ISS ein „Rettungsschiff“ zur Verfügung zu haben. Die ursprünglich vorgesehen Crew soll jetzt im September mit Sojus MS-24 zur ISS fliegen. Für Prokopjew, Petelin und Rubio bedeutet das aber, dass sie eine „Doppelschicht“ absolvieren und somit ein volles Jahr an Bord der ISS verbringen müssen.
Nachdem Sojus MS-23 ohne Besatzung startete, konnten stattdessen 429 Kilogramm Versorgungsgüter zur Station gebracht werden.
Inzwischen hat Sojus MS-23 die Station erreicht, und am 26. Februar, um 2:02 Uhr mitteleuropäischer Zeit, am Poisk-Modul der ISS sicher angelegt.
Bild: In diesem Missionslogo stehen am Rand normalerweise die Namen der Crewmitglieder. Dieses Mal nicht. Quelle: Roskosmos