Der Erstflug der europäischen Vega C-Trägerrakete am 13. Juli verlief erfolgreich. Die verstärkte Version dieses Kleinträgers reicht nun leistungsmäßig in den Bereich der unteren Mittelklasse. Das „C“ in der Bezeichnung steht für „Consolidation“. Bei ihrem Jungfernflug brachte die Rakete sieben Satelliten in eine mittelhohe Umlaufbahn 5.900 Kilometer über die Erdoberfläche. Die Vega C kann mehr Nutzlast zu geringeren Kosten in den Orbit bringen, als die Basisversion dieser Rakete.
Der Start der Vega C zur Mission VV21 (Vega-Flug Nr. 21, hier werden die Einsätze der früheren Versionen mitgezählt) erfolgte ganz am Ende des verfügbaren zweistündigen Startfensters um 15:13 Uhr mitteleuropäischer Zeit. Der Einsatz des Trägers dauerte zweieinviertel Stunden und erforderte insgesamt fünf Brennmanöver der Avum+ - Oberstufe. Dann war die Nutzlast in einer Umlaufbahn mit einem Perigäum von 5.882 Kilometern, einem Apogäum von 5.896 Kilometern und einer Bahnneigung zum Äquator von 70,14 Grad angekommen und wurde von der Avum-Stufe freigegeben.
Die erste Stufe der Vega C besteht aus dem P120C-Feststoffmotor. Er weist fast die doppelte Treibstoffkapazität auf wie der P80 Booster, der die Basisversion der Vega antreibt. Dieser Treibsatz wird auch als Starthilfsrakete für die Ariane 6 verwendet, wo jeweils zwei oder vier Stück davon eingesetzt werden, je nach Version der Ariane 6. Insofern war diese Mission auch gleichzeitig der Jungfernflug für eine wichtige Komponente der neuen europäischen Großträgerrakete. Diese Gemeinsamkeit zwischen beiden Trägern soll die Stückkosten für die Booster senken, weil die nun in größeren Stückzahlen hergestellt werden können. Die Brenndauer dieser Einheit beträgt zweieinhalb Minuten.
Die neue Zweitstufe trägt die Bezeichnung „Zefiro 40“ (oder auch Z40). Sie ist größer als die bisherige Z23-Stufe und nimmt zehn Tonnen mehr Treibstoff auf, als ihre Vorgängerin. Ihre Brenndauer liegt bei zwei Minuten.
Die dritte Stufe ist baugleich mit der Z9-Stufe der bisherigen Basis-Vega, und die vierte Stufe schließlich, die mit flüssigen Treibstoffen betriebene Avum+ ist ebenfalls der bisherigen vierten Stufe recht ähnlich, kann aber jetzt mehr Treibstoff aufnehmen und verfügt über eine geringere Strukturmasse.
All das führt dazu, dass die Vega C statt bislang 1.500 Kilogramm Nutzlast nunmehr 2.300 Kilogramm in eine polare Erdumlaufbahn in 700 Kilometer Höhe befördern kann. Um die auch an der Spitze der Rakete unterbringen zu können, gibt es für die Vega C eine größere Nutzlastverkleidung als beim Basismodell.
Bei diesem Flug wurde die mögliche Kapazität aber nicht ausgeschöpft. An Bord befanden sich sieben Kleinsatelliten im Gesamtgewicht von lediglich 474 Kilogramm. Der massivste von ihnen, eine 387 Kilogramm schwere aber nur 36 Zentimeter durchmessende Kugel aus einer Nickellegierung, war der LAser RElativity Satellite-2 (LARES-2), der vom italienischen nationalen Institut für Nuklearphysik gebaut worden war. Es ist ein vollständig passiver Satellit, der über seine ganze Oberfläche mit 92 Laser-Reflektoren besetzt ist. Er wurde nach zwei Brennmanövern der Avum+ -Stufe 84 Minuten nach dem Liftoff abgesetzt. Mit ihm soll das relativistische Phänomen des Frame-Dragging untersucht werden.
Bei den anderen sechs Satelliten handelt es sich um CubeSats. Es sind dies:
- Alpha, ein 1UnitCubeSat für geophysikalische Forschung. Er wurde von ARCA Dynamics in Italien gebaut.
- CELESTA (für: CERN Latch-up Experiment STudent SAtellite). Gemeinsam entwickelt und gebaut von der CERN und der Universität Montpellier. Ein 1Unit CubeSat von einem Kilogramm Gewicht.
- MTCube 2 von und für die Universität Montpellier. Ein 1Unit Cubesat für
- Trisat-R. Ein 3Unit Cubesat von fünf Kilogramm Gewicht. Ebenfalls für Strahlungsforschung in der Ionosphäre. Von und für die Universität Maribor.
- Ein 3UnitCubesat für Raumfahrtbiologie. Von der Technischen Universität Rom.
- AstroBio CubeSat (ABCS). Ein 3UnitCubeSat. Ebenfalls ein biologischer Forschungssatellit.
Das restliche Gewicht sind Strukturkomponenten und Adapter.
Bild: Startposter. Quelle: ESA