Dieser erfolgreiche Start vor den Augen der versammelten Weltöffentlichkeit tat der Reputation der europäischen Raumfahrt gut. Mit einem perfekten Einsatz brachte am 25. Dezember eine Trägerrakete des Typs Ariane 5 das ultrateure James Webb Space Telescope (JWST) in eine Flugbahn zum Lagrange-Punkt 2 des Erde-Sonne-Systems. Startort war der europäische Weltraumbahnhof Kourou in Französisch Guyana.
Für den Träger begann die Mission um 13:20 Uhr an der Startanlage ELA-3 des Weltraumbahnhofs. 24 Minuten 53 Sekunden nach dem Verlassen der Startrampe hatte die zweite Stufe mit ihrer wertvollen Fracht die heliozentrische Transferbahn erreicht. Bei 27 Minuten und sieben Sekunden wurde das beim Start etwa 6.200 Kilogramm schwere Teleskop von der zweiten Stufe abgesetzt. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Ariane 5 präzise die für die Flugbahn notwendige Erdfluchtgeschwindigkeit von 9,9 Kilometern pro Sekunde (relativ zum Startpunkt) erreicht. Nur zwei Minuten und zwei Sekunden später entfaltete sich der Solargenerator der Sonde automatisch. Zwölfeinhalb Stunden nach dem Liftoff führte JWST ein erstes Geschwindigkeitskorrekturmanöver durch.
Bis zum Erreichen der „Einsatzstelle“ benötigt das Teleskop jetzt etwa 30 Tage. In dieser Transferzeit finden auch alle wesentlichen Entfaltungsvorgänge und Systemtests für das Raumfahrzeug statt. In der Schlussphase des Hinfluges beginnt bereits die Kalibrierung der Instrumente und des Hauptspiegels, der seinerseits den Einsatz einer großen Zahl von Stellmotoren erfordert. Die volle Einsatzbereitschaft wird nicht vor etwa Ende Mai oder Anfang Juni möglich sein.
Das JWST ist ein gemeinsames Projekt zwischen der NASA, der ESA und der CSA (Canadian Space Agency).Es ist mit zehn Milliarden Dollar Entwicklungs- und Baukosten nicht nur eines der teuersten Raumfahrzeuge aller Zeiten, es ist auch eines der komplexesten, die jemals gestartet wurden. Es gibt in der 344 Vorgänge umfassenden Entfaltungsphase des JWST über 300 so genannte “single point failure items“. Also Vorrichtungen und Prozeduren, deren Scheitern gleichbedeutend mit dem Missionsende sind. Es existieren 178 Öffnungsmechanismen mit denen 50 individuelle Entfaltvorgänge abgewickelt werden. Bei der Öffnung unterstützen 400 Zug- und Spannvorrichtungen, alleine acht Motoren für die Entfaltung des Sonnenschutzschildes, und mehr als 400 Meter Seile und Stromkabel.
Bild: Künstlerische Darstellung des Starts der Ariane 5 ECA mit dem James Webb Space Telescope. Der Moment, in dem die Nutzlastverkleidung abgeworfen wird. Quelle: ESA
