Eine Trägerrakete des Typs Launcher One von Virgin Orbit brachte am 30. Juni bei ihrem ersten Einsatzflug nach zwei vorausgegangenen Testeinsätzen sieben Kleinsatelliten in die Erdumlaufbahn. Die Mission trug zwei Bezeichnungen, nämlich einmal „Launcher One Flight Three“ (da es sich um den dritten Einsatz des Trägers handelte) und „Tubular Bells, Part One“ in Anspielung auf das erste Album des Plattenlabels „Virgin Records“ aus dem Jahre 1973. Virgin Orbit ist Teil von Richard Bransons Virgin Group.
Von den beiden vorausgegangenen Testflügen war der erste im Mai 2020 gescheitert. Er trug nur eine Dummy-Nutzlast. Testflug Nummer zwei im Januar 2021 mit zehn Kleinsatelliten des Educational Launch of Nanosatellites (ELaNa) – Programms der NASA an Bord, war dagegen erfolgreich.
Der Launcher One ist eines von weltweit nur zwei Satellitenstartsystemen, die ein Flugzeug als „Abschussbasis“ verwenden. Das andere System ist die Pegasus von Northrop Grumman, die eine modifizierte Lockheed 1011 mit der Bezeichnung „Stargazer“ als Absetzmaschine benutzt. Beim Launcher One ist es eine modifizierte Boeing 747-400, die zuvor bei Virgin Atlantic Airways als Verkehrsflugzeug aktiv war. Diese Trägermaschine führt die Bezeichnung „Cosmic Girl“. Der Abwurf der Rakete findet hier wie dort über dem Meer statt. Im Falle von Cosmic Girl war es bei diesem Einsatz eine Sperrzone südlich der Luftwaffenbasis Vandenberg, von wo aus die Mission dann in einer Höhe von 11.000 Metern ihren Anfang nahm. Interessanterweise sind beide Trägerflugzeuge, sowohl „Stargazer“ als auch „Cosmic Girl“ auf dem Mojave Air- and Spaceport stationiert.
Der Start erfolgte um 16:47 Uhr mitteleuropäischer Zeit. Fünf Sekunden nach dem Abwurf der 26 Tonnen schweren Rakete zündete das Triebwerk der ersten (von zwei) Stufen und der Aufstieg in den Orbit begann. Gut 50 Minuten nach der Zündung des Newton Three-Triebwerks der Boosterstufe und nach zwei Brennmanövern der mit einem Newton Four-Raketenmotor angetriebenen zweiten Stufe des Trägers wurden die sieben Satelliten auf ihrem vorgesehenen Orbit abgesetzt.
Bei der Tubular Bells Mission befanden sich sieben Satelliten von drei Kunden an Bord. Vier der Kleinraumfahrzeuge gehören dem Space and Missile System Center (MSC) der US-Space Force und sind Teil des Space Test Programms des MSC. Über die Einheiten ist wenig bekannt, außer dass sie gemeinsam den Programmnamen STP-VP27A tragen und zu einem Projekt mit der Bezeichnung „Rapid Agile Launch Initiative“ (RALI) gehören.
Die fünfte Nutzlast, ein 6Unit-Cubesat, gehört der holländischen Luftwaffe und trägt die Bezeichnung BRIK-II. Das niederländische Verteidigungsministerium hat bestätigt, dass es sich dabei um einen Technologieträger für militärische Kommunikationsanwendungen handelt. . Hersteller des Raumfahrzeugs ist ISIS (Innovative Solutions in Space) mit Sitz in Delft.
Die Nutzlasten sechs und sieben heißen STORK-4 und STORK-5. Es sind die ersten beiden Einheiten einer kleinen Konstellation von 14 Erdbeobachtungssatelliten mit der Bezeichnung „SatRevolution14“. Das polnische Unternehmen SatRevolution ist damit der erste kommerzielle Kunde von Virgin Orbit. Bei den Satelliten handelt es sich um 4Unit-Cubesats, die in der Lage sein sollen, Bilder von der Erde mit einem Auflösungsvermögen von fünf Meter pro Bildpunkt zu machen.
Bild: Startplakat der "Tabular Bells Part One"-Mission; Quelle: Virgin Orbit