China brachte am 23. November mit einer Trägerrakete des Typs Langer Marsch 5 die erste lunare Probenrückführmission seit dem Jahre 1976 auf den Weg zum Erdtrabanten. Der Start und die Abfolge der ersten Missionsmeilensteine verliefen erfolgreich. Die Dauer dieser sehr ambitionierten Mission ist auf 23 Tage veranschlagt. Wenn alles nach Plan verläuft, dann könnte China nach ihrem erfolgreichen Abschluss über zwei Kilogramm Mondgestein verfügen.
Die Mission begann um 21:30 Uhr mitteleuropäischer Zeit auf Chinas neuem Weltraumbahnhof Wenchang am Gelben Meer. Etwa 13 Minuten nach dem Liftoff war ein kreisförmiger Parkorbit in einer Höhe von 270 Kilometern bei einer Bahnneigung von 22,3 Grad zum Äquator erreicht. Danach folgte eine etwa 25 Minuten lange Driftphase. Danach hatte die dritte Stufe mit der Raumsonde die Äquatorlinie erreicht, und begann mit einem zweiten Brennmanöver, das die Kombination auf eine translunare Trajektorie brachte. Die ist im Prinzip eine extrem langgezogene Ellipse mit einem niedrigsten Bahnpunkt in etwa 200 Kilometern Höhe über der Erde und einem höchsten Bahnpunkt in etwa 393.000 Kilometern Erdabstand.
Der Einsatz war der sechste Flug einer Rakete der Langer Marsch 5-Familie. Die Raumsonde wurde von der Chinese Academy of Spaceflight Technology (CAST) gebaut und wird von der chinesischen Raumfahrtagentur betrieben. Ihr Startgewicht betrug 8.200 Kilogramm.
Nach dem erfolgreichen Start folgt nun der Anflug zum Mond, der 112 Stunden dauern wird. Am 28. November soll dann die Triebwerkszündung erfolgen, welche Chang’e 5 in eine Umlaufbahn um den Erdbegleiter bringt. Dort wird sich das Raumfahrzeug in zwei Teile trennen: Den Lander und den Orbiter, der auch die Erdrückkehrkapsel an Bord hat. Die Landung im Gebiet des Mons Rümker, einer Bergregion vulkanischen Ursprungs inmitten des Mare Procellarum, ist für den 29. November gegen 21:30 Uhr vorgesehen. Sollte dieses Manöver erfolgreich sein, wäre es bereits die dritte chinesische Sonde, die weich auf dem Mond landet.
In den darauf folgenden Tagen soll der Lander eine Bohrprobe aus dem Landegebiet entnehmen. Das Gerät soll dabei bis zu zwei Meter tief bohren. Mit einer kleinen Schaufel soll zusätzlich Oberflächenregolith aufgenommen werden. Der Rückstart in eine Mondumlaufbahn ist für den 2. Dezember geplant. Am 4. Dezember ist ein Rendezvous- und Docking-Manöver mit dem Orbiter in der Mondumlaufbahn vorgesehen. Dann werden die Bodenproben von der Aufstiegsstufe in die Erdrückkehrkapsel transferiert. Danach koppelt die Aufstiegsstufe wieder ab und verbleibt in der Mondumlaufbahn.
Am 10. Dezember soll das Triebwerk des Orbiters zünden und die Rückkehr zur Erde einleiten. Der Rückflug wird – wie der Hinflug etwa 112 Stunden dauern. Am 15. Dezember soll sich die Landekapsel vom Orbiter abkoppeln und selbständig den Sturz in die Erdatmosphäre antreten. Die soll dann am Fallschirm in der Inneren Mongolei niedergehen.
Die Komplexität des Vorhabens deutet darauf hin, dass es sich auch um eine Technologie-Erprobungsmission für künftige bemannte Mondlandungen handelt, die nach einem ähnlichen Ablaufschema vonstattengehen sollen.
Die europäische Raumfahrtbehörde ESA spielt bei dem Vorhaben eine aktive Rolle und stellt der chinesischen Raumfahrtagentur Bahnverfolgungsanlagen zur Verfügung.
Bild: Missionslogo; Credit: CNSA