Der bemannte Testflug des SpaceX-Crew Dragon endete so reibungslos wie er begonnen hatte. Schon der Beginn der Mission verlief so gut, dass anstelle des Einsatzes, der nur für eine Dauer von wenigen Tagen angesetzt war, vorübergehend sogar eine Verlängerung auf über 100 Tage ins Auge gefasst wurde. Daraus wurden am Ende 65, welche Doug Hurley und Bob Behnken - beides erfahrene Astronauten - dazu nutzen, die ISS-Mannschaft tatkräftig zu unterstützen. Behnken führte in dieser Zeit nicht weniger als vier Außenbordmanöver durch.
Der Crew Dragon hatte für seinen Aufenthalt an der ISS am selben Dockingport der Internationalen Raumstation angelegt wie die Space Shuttles vor zuletzt neun Jahren. Das Ablegemanöver an der Station erfolgte am Sonntag, dem 1. August, um 1:34 Uhr mitteleuropäischer Zeit. Der „Trunk“, die zylindrische Nutzlastsektion des Dragon wurde am selben Tag um 19:51 Uhr mitteleuropäischer Zeit abgetrennt. In den Stunden dazwischen wurden alle Absetzmanöver von der ISS perfekt durchgeführt. In diese Zeitspanne fiel auch eine letzte Schlafperiode von Doug Hurley und Robert Behnken, bis sie um 13:40 Uhr über Funk von ihren Kindern aus dem Kontrollraum in Houston geweckt wurden.
Der „Trunk“ wurde nach der Trennung sich selbst überlassen. Er befindet sich nun auf einer Bahn, auf der er in weniger als einem Jahr in die Erdatmosphäre eintreten und verglühen wird. Der „Trunk“ der DM-1 Mission übrigens, des unbemannten Testflugs der im Vorjahr stattgefunden hatte, befindet sich auf einer etwas höheren Bahn, wird erst in etwa zwei Jahren die obersten Schichten der Erdatmosphäre erreichen und dann einen unkontrollierten Wiedereintritt durchführen.
Das elf Minuten und 22 Sekunden lange Retro-Brennmanöver begann um 19:57 Uhr und reduzierte die Geschwindigkeit des Dragon um 270 Kilometer pro Stunde, genug um gegen 20:37 Uhr die obersten Schichten der Erdatmosphäre zu erreichen. Danach erfolgte ein mehrere Minuten dauernden Kommunikations-Blackout, denn die durch die enorme Reibungshitze ionisierte Lufthülle um die Kapsel verhinderte den Funkverkehr mit dem Raumfahrzeug. Die beiden Stabilisierungsfallschirme wurden um 20:44 Uhr ausgeworfen. Eine Minute später folgten die vier Hauptfallschirme.
Die perfekte Landung im Golf von Mexico, unweit der Stadt Pensacola, erfolgte um 20:48 Uhr mitteleuropäischer Zeit bei nahezu windstillem Wetter und glatter See. Schnell sammelte sich nicht nur die kleine SpaceX/NASA-Bergungsflotte um das gelandete Raumfahrzeug, sondern auch zwei Dutzend Boote mit Schaulustigen, die schließlich sogar die Bergungsarbeiten zu behindern drohten. Hier taten einige Faktoren das Seinige: Die Nähe zur Küste, das schöne Wetter, die ruhige See und der Umstand, dass es Sonntag war. Trotz der Absperrung des Seegebietes ließen sich die Schaulustigen nicht abhalten, nahe an die Bergungsaktivitäten heranzufahren. Hier muss, wie NASA-Administrator Bridenstine bei der Pressekonferenz zwei Stunden nach der Landung bekanntgab, zukünftig von der US-Küstenwache mehr getan werden, um solche Aufläufe zu verhindern.
Den Zeitpunkt der Rückkehr bestimmte vor allem der Umstand, dass man den Crew Dragon so schnell wie möglich für den Serien-Einsatz einsatzklar machen will. Dazu müssen aber erst alle Testdaten dieser Mission ausgewertet werden. Das ist unter günstigen Bedingungen und der Annahme, dass keine versteckten Mängel auftauchen, in knapp zwei Monaten zu schaffen. Die NASA will dann die erste reguläre ISS Crew, die mit dem Crew Dragon gestartet wird, möglichst noch Ende September losschicken. Das würde ein Übergabe an Bord der ISS noch mit der gegenwärtigen Crew der Expedition 63 ermöglichen, die bis 21. Oktober an Bord der ISS bleiben soll.
Bild: Flug von Hurley (links) und Behnken von Pensacola nach Houston in der Grumman Gulfstream der NASA; Credit: NASA