Während weltweit die Startaktivitäten entweder eingestellt oder (im Falle der USA) zumindest reduziert laufen, geht in China das Raumfahrtprogramm bereits wieder in vollem Umfang weiter. Eine chinesische Trägerrakete des Typs Kuhaizhou 1A (KZ-1A) brachte am 12. Mai die ersten beiden Einsatzeinheiten der Xingyun Konstellation in eine niedrige Erdumlaufbahn. Der Start erfolgte um 3:16 Uhr mitteleuropäischer Zeit am Raumfahrtzentrum Jiuquan von einer mobilen Startlafette aus.
Die beiden Satelliten tragen die Bezeichnung Xingyun-2 (01) “Wuhan” und Xingyun-2 (02). Sie wurden von der Xingyun Satellite Corporation in Wuhan gebaut, einem Tochterunternehmen der zur Sanjiang-Gruppe gehörenden China Aerospace Science and Industry Corporation (CASIC). Auch die Trägerrakete wurde in der 11-Millionen-Einwohner-Stadt Wuhan gebaut. Da lag es nahe, einem der beiden Satelliten den Beinamen „Wuhan“ zu geben. Auch die Trägerrakete bekam auf der Vorder- und Rückseite Embleme, die auf die Corona-Krise hinwiesen. Auf der einen Seite der Rakete stand „Wuhan, China“, auf der anderen Seite wurden die medizinischen Einsatzkräfte in Wuhan mit einem Bild geehrt. Die Region Hubei, in der die Stadt Wuhan liegt, war innerhalb Chinas von der Seuche besonders stark betroffen gewesen.
Jeder der beiden Satelliten wog beim Start 93 Kilogramm und ist mit einem L-Band-Kommunikationssystem ausgerüstet, sowie einem Laserkommunikationssystem, mit dem sich die Satelliten innerhalb der Konstellation untereinander verständigen. Die Datenübertragungsrate beträgt zwischen 2.4 und 9.6 Kilobit pro Sekunde für den Uplink und bis zu 2,4 Kilobit pro Sekunden im Downlink. Die Satelliten werden in einem sonnensynchronen, polaren Orbit in 560 Kilometern Höhe stationiert.
Die Xingyun-Konstellation wird aus 80 Satelliten bestehen und soll bis 2023 vollständig installiert sein. Sie spezialisiert sich auf die Abdeckung so genannter „Blind Spots“, die keine oder nur sehr schlechte Abdeckung durch Mobiltelefone haben.
Wie alle vorausgegangenen Starts der Kuaizhou-1 Raketen wurde auch diese Mission von der Expace Technology Co., Ltd durchgeführt, die ebenfalls ein Ableger der CASIC ist. Die Nutzlastkapazität der Rakete für einen polaren 500-Kilometer Orbit beträgt etwa 200 Kilogramm. Somit wurde die Leistungsfähigkeit des kleinen Trägers bei dieser Mission voll ausgeschöpft. Die Mission war der elfte Einsatz einer Trägerrakete des Typs KZ-1. Sämtliche Missionen waren bislang erfolgreich.
Bild: Die Trägerrakete auf der Startlafette; Credit: www.weibo.com