SpaceX brachte am 16. September das erste ausschließlich mit „Privatastronauten“ besetzte Raumschiff in den Erdorbit. Die Mission trug die Bezeichnung „Inspiration4“. Eingesetzt wurde der Crew Dragon Resiliance. Es war der insgesamt vierte bemannte Flug eines SpaceX-Crew Dragon. Die Mission ist Teil eines groß angelegten Fundraising-Projektes für das St. Jude Kinderkrankenhaus, eine Forschungsklinik die sich neben der reinen Krebsbehandlung führend auf dem Gebiet der Erforschung juveniler Krebsarten ist. Das St. Jude-Krankenhaus wird ausschließlich mit privaten Fördermitteln betrieben, behandelt seine Patienten kostenlos und ist somit auf einen permanenten Zustrom von Fördermitteln angewiesen.
Nach dem Start der Inspiration4-Crew befanden sich erstmals in der Geschichte der Raumfahrt 14 Menschen gleichzeitig im Weltraum: Die sieben Mitglieder der ISS-Crew, die drei Taikonauten an Bord der chinesischen Raumstation und die vier Besatzungsmitglieder der Resiliance. Acht der 14 Personen wurden von einem Crew Dragon gestartet.
Die Mission begann um 2:02 Uhr mitteleuropäischer Zeit am historischen Startkomplex LC-39 des Kennedy Space Centers, entsprechend 20:02 Uhr US-Ostküstenzeit am 15. September. Für die Mission wurde der Booster 1062 eingesetzt, der damit seinen dritten Einsatz erlebte. Start und das Absetzen des Crew Dragon verliefen exakt nach Plan, ebenso wie die Landung des Boosters auf dem Bergungsschiff „Just read the instructions“. Danach begann die auf knapp drei Tage angesetzte Solo-Mission des Raumfahrzeugs. Die zweite Stufe der Falcon 9-Trägerrakete hatte die Raumkapsel zunächst auf einem elliptischen Orbit mit einem Perigäum von 200 Kilometern und einem Apogäum von 580 Kilometern abgesetzt. Von dort aus steuerte Resiliance mit den Bordtriebwerken eine Kreisbahn von 585 Kilometern an, gut 130 Kilometer oberhalb des Orbits der Internationalen Raumstation.
Die Inspiration4-Mission wurde vollständig vom 38-jährigen US-Milliardär Jared Isaacman finanziert, dem CEO des Bezahldienstleisters Shift4 Payments. Er bezahlte nicht nur den Flug, sondern stiftete zusätzlich die ersten 100 Millionen für das St. Jude-Krankenhaus. Isaacman hat eine Ausbildung als Luft- und Raumfahrtingenieur, ist passionierter Pilot, besitzt eine ganze Reihe von Lizenzen für Hochleistungsjets (unter anderem für die Mig-29) und hat mehr als 100 Jet-Aerobatic-Vorführungen bei Luftfahrtschauen durchgeführt.
Mit ihm fliegt Hayley Arcenaux, eine 29-jährige Physiotherpeutin als Repräsentantin des St. Jude-Hospitals. Arcenaux arbeitet nicht nur im St. Judes, sondern wurde dort auch als Kind von Knochenkrebs geheilt. Im Rahmen dieser Behandlung bekam sie ein künstliches Kniegelenk eingesetzt und eine Unterschenkelknochenprothese. Sie ist somit auch die erste Prothesenträgerin im Weltraum. Außerdem ist sie der jüngste Mensch der Vereinigten Staaten, der je in den Orbit geflogen ist.
Als Repräsentant der Spendergemeinde fliegt der 41-jährige Chris Sembrowski, der früher bei der Luftwaffe für die Wartung von Interkontinentalraketen zuständig war, und heute bei Lockheed Martin arbeitet. Jeder Spender für das St. Judes-Krankenhaus nahm automatisch an einer Verlosung teil. Das Los fiel auf einen Freund von Chris Sembrowski, der nicht selbst fliegen wollte und es ihm schenkte.
Und schließlich ist noch die 51-jährige Dr. Sian Proctor an Bord, Künstlerin und Professorin für Geowissenschaften am South Mountain Community College. Sie nahm bereits 2009 an der offiziellen Astronautenauswahl der NASA teil, und schaffte es damals bis in die Endrunde. Sie kommt aus dem Kundenkreis von Shift4 und wurde von einer Jury ausgewählt.
Crew Dragon Resiliance wird die ganze Mission vollständig autonom und von der Bodenstation aus gesteuert unternehmen. Isaacman und Proctor haben jedoch ein mehrmonatiges Training bei SpaceX absolviert, nach dem sie im Notfall das Raumfahrzeug auch manuell fliegen könnten. Für den Einsatz wird der Crew Dragon C207 Resiliance verwendet, der zwischen dem 16. November 2020 und dem 2. Mai 2021 für den Transport der Crew-1-Mission an der ISS verbrachte. Danach wurde der Crew Dragon überholt und mit einer Glaskuppel ausgestattet, von der aus die Astronauten einen Blick in den Weltraum und auf die Erde haben werden, der in etwa dem aus der Cupola der ISS entspricht. Der Einbau dieser Kuppel war möglich geworden, weil das Raumfahrtzeug bei dieser Mission keine Dockingvorrichtung für die Raumstation benötigt.
Bild: Hayley Arcenaux von der Inspiration4-Crew. Das Autokennzeichen, auf das sie hier deutet, gehört zum Tesla mit dem sie und ihre drei Mit-Raumfahrer zur Startrampe gebracht wurden. Quelle: Inspiration4