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Der zweite Zertifizierungsflug der Vulcan der United Launch Alliance – er trug die Bezeichnung Vulcan Cert-2 - verlief hinsichtlich der erzielten Leistungswerten zu 100 Prozent erfolgreich. Bei der „Ausführung“ haperte es allerdings, denn einer der beiden Feststoffmotoren begann sich ab der 37. Flugsekunde zu zerlegen. Offensichtlich brach zu diesem Zeitpunkt die Expansionsdüse ab, so dass sich der Abgasstrahl dieses Feststoffmotors ungerichtet nach außen ausbreitete. Dies bedeutete, neben der Gefahr der Beschädigung der direkt daneben liegenden Raketen-Zentralstufe, auch eine erhebliche Leistungseinbuße, denn zum einen dürfte dieses Ereignis die spezifische Impulsleistung erheblich sinken lassen, und zum anderen musste die Zentralstufe ab diesem Zeitpunkt den asymmetrischen Schub ausgleichen.

Der Erstflug der Vulcan, am 8. Januar dieses Jahres, war ein vollständiger Erfolg gewesen. Beim aktuellen Testflug wurde keine Nutzlast eines zahlenden Kunden mitgeführt sondern lediglich ein Gewichtsdummy.

Die Mission begann, nach mehreren kleineren Verzögerungen, um 13:25 Uhr mitteleuropäischer Zeit an der Startanlage 41 der Cape Canaveral Space Force Station. Die Bahn führte zunächst mit einem zehn Minuten dauernden Brennmanöver der Centaur-Oberstufe auf einen Orbit mit einem Perigäum von 492 Kilometern und einem Apogäum von 498 Kilometern bei einer Bahnneigung zum Äquator von 30 Grad. Diese erste Brennphase der Centaur dauerte 20 Sekunden länger als ursprünglich geplant, ein deutlicher Hinweis auf die Minderleistung, welche die erste Stufe offenbar nicht vollständig hatte ausgleichen können. Auf dieser Umlaufbahn wurde das Absetzen der Nutzlast simuliert aber – beabsichtigt – nicht durchgeführt. Nach einer Driftphase von 15 Minuten erfolgte ein zweites Brennmanöver, dieses Mal vier Minuten lang, mit dem die Centaur eine solare Umlaufbahn ansteuerte.

Bei der aktuellen Mission flog die Vulcan in der Version mit zwei Feststoffboostern. Sie kann in insgesamt vier verschiedenen Varianten fliegen, nämlich ohne Booster, mit zwei, vier oder sechs Boostern. Die Feststoff-Starthilfsraketen – ihre Bezeichnung lautet GEM-63XL - werden von Northrop Grumman gebaut. Nach dieser Mission sollte die Vulcan eigentlich für den Start teurer Regierungsnutzlasten zertifiziert sein. Wie sehr sich die Anomalie darauf auswirkt, steht noch nicht fest. Geplant waren jedenfalls zwei weitere Missionen gegen Ende des Jahres 2024 für das National Reconnaissance Office (NRO) der USA.

Nach dieser Mission sieht die weltweite Startstatistik des Jahres 2024 wie folgt aus:

  1. USA: 99, davon SpaceX 98 (1 Fehlschlag)
  2. China: 45 (1 Fehlschlag, 1 Teilerfolg)
  3. Russland: 11
  4. Neuseeland: 11
  5. Japan: 5 (1 Fehlschlag)
  6. Indien: 3
  7. Iran: 3
  8. Europa: 2 (1 Teilerfolg)
  9. Nordkorea: 1 (Fehlschlag)

Bild: ULA