Nordkorea hat bei seinen Orbital-Startversuchen eine ziemlich mäßige Bilanz. Seit Jahrzehnten gelingt kaum eine Mission, und auch beim Einsatz einer neuen Trägerrakete, der Chollima 1 am 30. Mai 2021 war es nicht anders. Nach dem Liftoff im Raumfahrtzentrum Sohae zündete offenbar die zweite Stufe der dreistufigen Rakete nicht. Der Satellit, als Malligyong-1 bezeichnet, ging verloren. Die Mission war schon Tage zuvor im Vorfeld angekündigt worden und hatte zu Protesten von Seiten Japans und Südkoreas geführt, die in diesen Flügen Testflüge für Interkontinentalraketen sehen (was sie definitiv nicht sind).
Die Mission begann um 23:27 Uhr mitteleuropäischer Zeit, entsprechend 6:27 Uhr am 31. Mai Ortszeit. Der Satellit sollte eine annähernd polare Erdumlaufbahn in 500 Kilometern Höhe erreichen. Offensichtlich ereignete sich die Fehlfunktion bei oder kurz nach der Trennung von erster und zweiter Stufe, denn die Rakete fiel genau in die von Nordkorea ausgewiesene Abwurfzone für die erste Stufe, was darauf hindeutet, dass deren Funktion noch normal war. Mehrere große Elemente der Rakete konnten von der südkoreanischen Marine geborgen werden.
Der Einsatz war der erste nordkoreanische orbitale Startversuch seit sieben Jahren. Die Trägerrakete, welche eine neue Konstruktion zu sein scheint, transportierte einen Satelliten mit der Bezeichnung Malligyong-1, der als „Aufklärungssatellit“ bezeichnet wurde. Der Name kann mit „Teleskop“ übersetzt werden. Anders als noch vor Jahren berichtete die nordkoreanische Raumfahrtagentur NADA (für: National Aerospace Development Administration) dieses Mal relativ offen über das Unterfangen, und meldete den Fehlstart auch sofort.
Die NADA verlautbarte, dass Malligyong-1 über ein Bildauflösungsvermögen von 20 Metern pro Bildpunkt verfügt. Die Rakete ist nach einem geflügelten Pferd benannt, das sowohl in der chinesischen als auch in der koreanischen Mythologie eine große Rolle spielt. Der Träger soll vor allem in der Technologie der zweiten Stufe eine Verbesserung der bisher eingesetzten technischen Elemente darstellen. Allerdings scheinen gerade diese neuen Elemente die Probleme bei diesem Flug verursacht haben.
Nordkorea versucht seit fast 25 Jahren Satelliten mit unterschiedlichen Kleinträgerraketen in eine Erdumlaufbahn zu bringen. Mit bislang schlechten Resultaten. Von sieben eindeutig nachgewiesenen Startversuchen (wahrscheinlich waren es aber mehr) misslangen fünf.
Bild: Start der Chollima 1 am nordkoreanischen Raumfahrtzentrum Sohae. Quelle: NADA