Erneut "glückte" SpaceX ein Novum in der Raumfahrt. Bei einem Einsatz am 28. August transportierte eine Falcon 9-Trägerrakete des Unternehmens 21 Starlink-Satelliten in eine niedrige Erdumlaufbahn. Doch die zu 100 Prozent erfolgreiche Orbitalmission führte dennoch zu einem Grounding des Trägers durch die FAA (Federal Aviation Authority der USA). Das gab es bislang noch nie. Was war passiert?
Der Liftoff von der Startanlage 40 der Cape Canaveral Space Force Station, die Stufentrennung und das Absetzen der Satelliten gelangen perfekt. Auch der Anflug des Boosters auf das Bergungsschiff A Shortfall Of Gravitas klappte wie gewohnt und endete mit einem zentimetergenauen Aufsetzen auf der Barke.
Der für diese Mission verwendete Booster 1062 war mit seinen 23 Einsätzen, darunter auch ein bemannter Einsatz (Inspiration 4), der Rekordhalter in der Falcon 9-Erststufenflotte von SpaceX. Noch nicht genau bekannt ist aber, was sich beim oder nach dem Aufsetzen der Stufe ereignete. Es kam auf jeden Fall zu einem größeren Feuer im Triebwerksbereich, das eines der Landebeine beschädigte, worauf der Booster über Bord kippte. Die Ursachen für den Unfall sind derzeit noch nicht bekannt. Womöglich setzte die Stufe mit zu hoher Geschwindigkeit auf, was die Landebeine beschädigt haben könnte.
Ein wenig erstaunlich ist jedoch, dass die FAA eine Untersuchung des Vorfalls forderte und ein Startverbot für die Trägerraketen des Typs Falcon 9 aussprach. Das ist schwer einzusehen, denn der Verlust des Vehikels erfolgte nach vollendetem Einsatz auf hoher See, wo die meisten (manche machen das auch über Festland) raumfahrenden Nationen ihre Booster – im Gegensatz zu SpaceX - nach jeweils genau einem Einsatz „entsorgen“. Weder entstanden Personenschäden noch Sachschaden für Dritte noch war eine sonstige Gefährdung irgendwelcher Art erkennbar.
In den Anfangstagen der gesteuerten Landungen von Falcon 9-Boostern kam es – der frühen Testphase geschuldet - zu einer ganzen Reihe missglückter Aufsetzmanöver, für welche die FAA nie einen Mishap-Report anforderte. Seither führte SpaceX eine ununterbrochene Reihe von 267 erfolgreichen Landungen von Falcon 9-Boostern durch. Mit dem versuchsweisen Ausdehnen der Einsatzlebensdauer der Erststufen bewegt sich SpaceX auf Neuland. Der Verlust einzelner Booster ist damit die unausweichliche Folge dieser Einsatzerprobung.
Was die Aufgabe der Falcon 9 betraf, nämlich den Satellitentransport selbst: der verlief wie eingangs erwähnt vollständig erfolgreich. Die zweite Stufe setzte den Satellitenstapel etwa 65 Minuten nach dem Verlassen der Startrampe auf einer Bahn mit einem Perigäum von 285 Kilometern, einem Apogäum von 297 Kilometern und einer Bahnneigung zum Äquator von 53 Grad ab.
Nach dieser Mission sieht die Startstatistik des Jahres 2024 wie folgt aus:
- USA: 87, davon SpaceX 83 (1 Fehlschlag)
- China: 37 (1 Fehlschlag, 1 Teilerfolg)
- Neuseeland: 10
- Russland: 9
- Japan: 4 (davon 1 Fehlschlag)
- Indien: 3
- Iran: 2
- Nordkorea: 1 (1 Fehlschlag)
- Europa: 1 (Teilerfolg)
Bild: Start der Falcon 9 zur Mission Starlink 8-6. Quelle: SpaceX/Ben Cooper