Am 14. Juli brachte die indische Raumfahrtorganisation ISRO den Mondlander Chandrayaan 3 auf den Weg zum Erdtrabanten. Die Raumsonde unternimmt den zweiten Versuch Indiens, auf dem Mond zu landen. Der erste Versuch, mit Chandrayaan 2, misslang vor gut vier Jahren aufgrund eines Softwarefehlers. Nach dem erfolgreichen Start sieht derzeit noch alles gut aus. Die Landung soll Ende August stattfinden. An Bord des Landers, der die Bezeichnung Vikram führt, befindet sich ein Rover mit der Bezeichnung Pragyan. Für den Start wurde eine Trägerrakete des Typs LMV 3 (für: Launch Vehicle Mark 3) eingesetzt, der zurzeit schwersten verfügbaren Rakete Indiens. Für diesen Träger war es insgesamt die siebte Mission. Es war auch der zweite LMV 3-Start dieses Jahres und die fünfte Mission Indiens in 2023.

Die Mission begann um 11:05 Uhr mitteleuropäischer Zeit an der Startanlage 2 des Satish Dhawan-Raumfahrtzentrums auf der ostindischen Insel Shriharikota. Das LMV 3 wendet ein Startverfahren an, das an die Titan 4-Raketen der USA erinnert. Beim Start zünden nämlich nur die beiden enormen Feststoffbooster. Erst eine Minute und 48 Sekunden nach dem Abheben zünden die beiden mit hypergolen Treibstoffen betriebenen Vikas-Raketenmotoren der Hauptstufe. Zwei Minuten und sieben Sekunden im Verlauf der Mission werden die Booster abgeworfen. Von da an treibt dann nur noch die L110-Zentralstufe das Vehikel auf seinem Weg in den Orbit an. Die Gesamtmasse der Kombination aus Antriebsmodul, Rover und Lander beträgt 3.900 Kilogramm.

Die Nutzlastverkleidung wurde drei Minuten und 15 Sekunden nach dem Liftoff abgeworfen. Die L110-Stufe wurde nach fünf Minuten und sechs Sekunden abgetrennt. Danach übernahm die mit flüssigem Wasserstoff und flüssigem Sauerstoff betriebene Zweitstufe den weiteren Antrieb. Sie schaltete nach 15 Minuten und 54 Sekunden ab. Weitere 15 Sekunden später gab sie Chandraayan 3 frei. Dieses Fahrzeug, auch das “Integrated Module” genannt, besteht aus dem Lander und dem Antriebsmodul. Es befand sich zum Zeitpunkt der Trennung von der zweiten Stufe in einem Orbit mit einem Perigäum von 170 Kilometern, einem Apogäum von 36.500 Kilometern und einer Bahnneigung zur Erde von 21,3 Grad.

Von diesem Orbit aus wird die Sonde in einem treibstoffsparenden Modus in immer langgezogeneren Bahnellipsen schließlich nach 17 Flugtagen in eine zunächst weite Mondumlaufbahn begeben, und sich von dort aus nach und nach in einen immer niedrigeren Orbit „herunterbremsen“, bis das Raumfahrzeug schließlich eine kreisförmige Umlaufbahn in 100 Kilometern Höhe erreicht hat. Dort erfolgt die Trennung von Antriebsmodul und Lander. Letzterer wird dann voraussichtlich am 23. August den Landeversuch unternehmen. Sollte der erfolgreich sein, dann wäre Indien das vierte Land weltweit (nach der Sowjetunion, den USA und China), dem eine Mondlandung gelingt. In den letzten Jahren haben sich neben Indien auch noch Japan und Israel an Mondlandungen versucht, sind aber gescheitert. Chandraayan 3 soll in der Nähe des lunaren Südpols landen.

Bild: Chandrayaan 3 startet an Bord einer LMV 3 zum Mond. Quelle: ISRO