Die indische Raumfahrtagentur ISRO brachte am 28. Februar den brasilianischen Umweltbeobachtungssatelliten Amazônia-1 in eine sonnensynchrone Erdumlaufbahn. Zusätzlich mit an Bord der Rakete waren noch 18 Kleinsatelliten. Startort war das Satish Dhawan Raumfahrtzentrum auf der ostindischen Insel Shriharikota. Als Trägerrakete wurde eine PSLV eingesetzt. Amazônia-1 ist der erste Erdbeobachtungssatellit, den Brasilien ohne ausländische Unterstützung entwickelt und gebaut hat. Er ist die erste Einheit einer Dreierkonstellation, welche die brasilianische Raumfahrtagentur INPE (Instituto Nacional de Pesquisas Espaciais = das Nationale Institut für Weltraumforschung) starten lassen will.

Die Startsequenz des vierstufigen Trägers begann um 5:54 Uhr mitteleuropäischer Zeit, entsprechend 10:24 Uhr indischer Zeit von der Startrampe 1 des Weltraumbahnhofs. Gut eine Viertelstunde nach dem Verlassen der Anlage hatte die vierte Stufe mit ihrer Satellitenladung den Zielorbit für Amazônia-1 in einer Höhe von 750 Kilometern und einer Bahnneigung von 98,5 Grad erreicht. 17 Minuten und 23 Sekunden nach dem Liftoff wurde freigesetzt.

61 Minuten und 10 Sekunden nach dem Beginn des Starts zündete die vierte Stufe erneut und passte die Umlaufbahn für die Absetzung der 18 Kleinsatelliten an. Dieser Orbit lag nur noch in einer Höhe von 511 Kilometern. Eine Stunde und 51 Minuten nach dem Liftoff begann das Absetzmanöver. Es dauerte fünf Minuten.

Für die Mission wurde die DL-Variante des Trägers eingesetzt, die mit zwei Feststoffboostern zur Startunterstützung ausgerüstet ist. Unter den vier möglichen Varianten der PSLV ist dies die zweitleichteste (oder die drittschwerste, je nachdem, wie man es sehen mag). Es war der 53. Einsatz eines Trägers der PSLV-Serie.

Der beim Start 637 Kilogramm schwere Amazônia-1 ist für weitflächige Beobachtungen in vier Spektralbändern ausgelegt, die vom sichtbaren Bereich des Lichtes bis in den Infrarotbereich hineinreichen. Die Schwadbreite der Aufnahmen wird 850 Kilometer betragen. Das räumliche Auflösungsvermögen der Kameras liegt bei 60 Meter pro Bildpunkt. Der Satellit wird mit CBERS und CBERS 4a zusammenarbeiten, zwei weitere brasilianische Umweltbeobachtungssatelliten, die aber von China gebaut worden waren und lediglich einige brasilianische Instrumente tragen.

Der sonnensynchrone Orbit des Satelliten ist so ausgelegt, dass er alle vier Tage dieselbe Region der Erde überfliegt. Der Schwerpunkt der Aufgaben von Amazônia-1 wird auf Umweltmonitoring liegen. So soll dabei unter anderem das Ausmaß der Abholzung des brasilianischen Regenwaldes beobachtet werden und die zum Teil sehr großflächig angelegte brasilianische Landwirtschaft.

Angesichts der relativ geringen Masse des Satelliten im Verhältnis zur Leistungsfähigkeit der Trägerrakete konnten noch 18 Kleinsatelliten mitfliegen. Es sind dies:

  • zwölf SpaceBees von Swarm Technologies. Nano-Kommunikationssatelliten von je deutlich unter einem Kilogramm Gewicht (das „Bee“ steht übrigens für „Basic Electronic Element“) und der Größe einer Scheibe Brot.
  • der SAI-1 Nanoconnect-2 Satellit, den das Space Instrumentation Laboratory der Nationalen Universität von Mexico (Universidad Nacional Autónoma de México) gebaut und entwickelt hat. Es handelt sich dabei um einen Technologiesatelliten, der die der Nutzung der Globalstar-Konstellation als Kommunikationsmedium für Nano-Satelliten untersuchen soll.
  • Sindu Netra, ein Marine-Überwachungssatellit, der von Studenten der indischen „People’s Education Society University“ gebaut wurde. Finanziert wurde der Satellit von der Defense Research and Development Organization of India.
  • JITsat, GHRCESat und SriShakthiSat.  Dieses Trio firmiert unter der Sammelbezeichnung UNITYSat und beschäftigt sich mit Amateurfunk und Diensten für das „Internet of Things“. Die Mission wurde vom Jeppiaar Institute of Technology, dem G. H. Raisoni College of Engineering, and dem Sri Shakthi Institute of Engineering and Technology auf die Beine gestellt, und schließlich
  • SDSat (Satish Dhawan Satellite), benannt nach dem Gründervater des Indischen Raumfahrtprogramms. Er wurde von den SpaceKidz India entwickelt und soll das Magnetfeld der Erde und die Weltraumstrahlung messen. Der Satellit trägt auch eine Namensliste von 25.000 Personen mit sich, eine Aktion, mit denen beim allgemeinen Publikum für Raumfahrtbelange geworben werden soll.

Bild: Start der PSLV; Quelle: ISRO