China führte am 9. Dezember einen neuen Träger in das Startbusiness ein. Die Debütantin war die Jielong 3, was so viel wie „kluger Drache“ bedeutet. Sie startete von Bord der Barke „Tai Rui“ im Gelben Meer, und ihr Erstflug verlief erfolgreich. An Bord der vierstufigen Rakete befanden sich 14 Kleinsatelliten, wovon acht zur Jilin-1-Serie von Erdbeobachtungssatelliten gehörten. Es war der 58. chinesische Orbitalstart des Jahres.

Die Jielong 3 wurde von der Zhongguo Changzheng Houjian YG (aka. China Long March Rocket Co.) entwickelt. Das ist eine kommerzielle Ausgründung der CALT (China Academy of Launch Vehicle Technology). Die Rakete ist in der Lage, eine Nutzlast von bis zu 1.500 Kilogramm Gewicht auf einen sonnensynchronen polaren Orbit zu bringen, allerdings dürfte das Gewicht aller Satelliten bei dieser Mission 700 Kilogramm nicht überschritten haben. Die Jielong 3 verfügt über eine Nutzlastverkleidung mit einem Durchmesser von 3,35 Meter, was ihr ein etwas seltsames, kopflastiges Aussehen gibt.

Im August 2019 hatte die China Long March Rocket Company bereits Rakete mit der Bezeichnung Jielong-1 erprobte. Die Mission verlief erfolgreich, es wurde aber seither keine weitere Einheit dieses Typs gestartet. Die Jielong-2 kam nie über das Planungsstadium hinaus, so dass gegenwärtig wohl die Jielong-3 als einziger Träger dieser Serie verbleibt. Es soll allerdings auch eine noch deutlich größere Jielong-4 in Vorbereitung sein.

Der Liftoff erfolgte um 7:35 Uhr mitteleuropäischer Zeit. Die Satelliten wurden auf einer Umlaufbahn mit einem Perigäum von 530 Kilometern, einem Apogäum von 550 Kilometern und einer Bahnneigung zum Äquator von 95,4 Grad freigegeben. Nachdem die Rakete in der Lage war, nach dem Absetzen der Satelliten das Perigäum abzusenken, ist davon auszugehen, dass sie entweder über ein flüssigkeitsbetriebenes Zusatzsystem verfügt, das solche Bahnänderung nach dem Ausbrennen der vier Stufen möglich macht oder aber dass die vierte Stufe, anders als es die offiziellen Bekanntmachungen glauben machen, flüssigkeitsbetrieben ist.

Neben den acht Jilin-1-Satelliten (Jilin 1 Gaofen 03S 44-50 + Jilin 1-Pingtai 01A01) befand sich auch eine Einheit der Tianqi-Konstellation an Bord. Sie hat das Internet of Things zum Thema und soll am Ende 38 Satelliten umfassen. Weiterhin an Bord war Fengtai Shaonian 2 für Ausbildungszwecke, drei Dongpo-Erdbeobachtungssatelliten, HEAD 2H, ein automatisches Identifikationssystem, zwei Jinzijing-Erdbeobachtungssatelliten und der Technologiesatellit Huoju 1-01.

Bild: Start der Jielong-3 zu ihrem Jungfernflug. Quelle: ZCHY