Nach einer Einsatzunterbrechung von 14 Monaten kehrte der europäische Kleinträger VEGA am 3. September wieder in den aktiven Flugbetrieb zurück. Eine ganze Reihe von Faktoren, unter anderem die Schließung des Guayana Spaceports wegen Covid 19 für zweieinhalb Monate und andauernden Höhenwinden hatten, neben der Lösung der technischen Probleme, die Einsatzsperre beeinflusst. Zunächst war davon ausgegangen worden, dass die Rakete bereits im März 2019 wieder fliegen könnte.

Seit dem Erstflug im Jahr 2012 erfreute sich die VEGA einer Startstatistik von 14 fehlerfreien Missionen in Folge. Beim 15. Flug aber, am 11. Juli 2019, kam es zu einem Fehlschlag. Das führte zum Verlust des Aufklärungssatelliten Falcon Eye 1 für die Vereinigten Arabischen Emirate.

Beim aktuellen Flug waren 53 Satelliten von 21 Kunden aus 13 Nationen mit an Bord. Eigentlich sind es sogar 65, denn 12 Satelliten werden im Inneren des ION CubeSat Carriers von D-Orbit transportiert. Die Mission wird offiziell als VV16 (Vol Vega 16) bezeichnet. Der Start erfolgte um 3:51 Uhr vom VEGA-Launch Komplex am Guyana Space Centre in Kourou. Alle Satelliten wurden in eine polare, sonnensynchrone Umlaufbahn gestartet.

Nach knapp 40 Minuten und zwei Brennmanövern der Avum-Oberstufe war eine kreisförmige Umlaufbahn in einer Höhe von 520 Kilometern erreicht. Die sieben Mikrosatelliten wurden zwischen 40 Minuten und 26 Sekunden und 58 Minuten nach dem Verlassen der Startrampe abgesetzt. Danach zündete die Avum-Oberstufe für ein drittes Mal für eine Brenndauer von nur sieben Sekunden und nach einer 43 Minuten langen Phase freier Drift ein viertes Mal für vier Sekunden. Danach wurden die 46 CubeSats nacheinander abgesetzt. Zwei Stunden, vier Minuten und 26 Sekunden nach dem Liftoff führte die Avum-Stufe ihr De-orbit Manöver durch.

Für diese so genannten Rideshare-Missionen hat Avio, der Hersteller der VEGA, einen eigenen Dispenser konstruiert, der für jeden Einsatz speziell konfiguriert werden kann. Bei dieser Mission wurde der Dispenser in der so genannten „Flexi-3“ Konfiguration eingesetzt, bei der in zwei Decks CubeSats (46 Stück im unteren Deck) und Mikrosatelliten (sieben Stück im oberen Deck) transportiert wurden. Die Gesamtmasse der Satelliten und des Dispensers betrug 1.310 Kilogramm.

Folgenden Raumfahrzeuge wurden bei dieser Mission im Orbit abgesetzt:

  • Athena, ein 138 Kilogramm schwerer experimenteller Kommunikationssatellit gebaut von Maxar Technologies für die PointView Tech LLC.
  • Der ION CubeSat Carrier, eine 150 Kilogramm schwere CubeSat-Plattform, gebaut von D-Orbit für D-Orbit. Wird im Laufe seiner Mission 12 Flock-4v Satelliten freisetzen.
  • ESAIL, 112 Kilogramm schwer, gebaut von LuxSpace für die kanadische Firma exact Earth, ein Satellit für die Überwachung des Schiffsverkehrs. Es ist der schwerste jemals in Luxemburg gebaute Satellit.
  • UPMSat-2, ein 45 Kilogramm schwerer Technologiesatellit von IRD/Universidad Politécnica de Madrid Satellite für die Universidad Politécnica de Madrid Satellite
  • NEMO-HD, ein 45 Kilogramm schwerer Erdbeobachtungssatellit vom Institut für Airospace Studies der Universität Toronto (UTIAS) für die slowenische Space-SI
  • ÑuSat 6, ein 38 Kilogramm schwerer Erdbeobachtungssatellit von der Satellogic S.A. für die Satellogic S.A.
  • GHGSat D, ein 15 Kilogramm schwerer Erdbeobachtungssatellit von UTIAS für die GHGSat Inc.
  • 26 x Flock-4v, je 5 Kilogramm schwere 3Unit CubeSats in der Größe eines Toasters von Planet Labs für Planet Labs. Technologiesatelliten
  • 8 x Lemur-2, je 4 Kilogramm schwere 3Unit CubeSats von Spire für Spire. Einsatzzweck: Überwachung Schiffsverkehr, Meteorologie
  • 12 x SpaceBEE (das „BEE“ steht für Basic Electronic Element), Picosatelliten, jeweils nur 250 Gramm schwer und so groß wie eine Scheibe Toastbrot, von Swarm Technologies für Swarm Technologies. Einsatzzweck: Kommunikation.
  • FSSCAT A & B, 6Unit CubeSats, je ca. acht Kilogramm schwer, von UPC und Tyvak für UPC. Einsatzzweck: Technologie und Meteorologie.
  • NAPA 1, ein 6 Unit CubeSat. Gebaut von ISIS (Innovative Solution In Space) für die Thailändische Luftwaffe. Einsatzzweck: Technologie und Erdbeobachtung.
  • TARS, ein 3Unit Cubesat. Gebaut von AAC Microtec für M2M Communications. Einsatzzweck: Kommunikation
  • Tyvak 0161, ein 6Unit Cubsat von Tyvak Nanosatellite Systems für einen nicht genannten Kunden und einen unbekannten Zweck.
  • OSM 1 CICERO, ein 10 Kilogramm schwerer 6Unit Cubesat, hergestellt von Tyvak für GeoOptics Inc. Einsatzzweck Erdbeobachtung.
  • DIDO 3, ein vier Kilogramm schwerer 3Unit Cubesat. Gebaut von ISIS für SpacePharma. Einsatzzweck: Pharmazie-Forschung.
  • PICASSO, ein vier Kilogramm schwerer 3Unit Cubesat. Gebaut von BISA (Belgian Institute of Space Aeronomy) für BISA. Einsatzzweck: Technologie.
  • SIMBA, ein vier Kilogramm schwerer 3Unit Cubesat. Gebaut von ISIS und dem Royal Meteorological Institute of Belgium (RMIB) für das RMIB. Einsatzzweck: Technologie
  • TRISAT, ein fünf Kilogramm schwerer 3Unit Cubesat. Gebaut von der Universität von Maribor für die Universität von Maribor. Einsatzzweck: Ausbildung.
  • AMICal-Sat, ein vier Kilogramm schwerer 2Unit Cubesat. Gebaut von CSUG-IPAG (Universität Grenoble) für CSUG-IPAC.
  • TTÜ 100, ein ein Kilogramm schwerer 1Unit Cubesat. Gebaut von der Universität Talinn für die Universität Talinn.

Bild: Missionsposter; Credit: Arianespace