China brachte am 3. November mit einer Trägerrakete des Typs Langer Marsch 4B den Erdbeobachtungssatelliten Gaofen 7 in eine polare, sonnensynchrone Erdumlaufbahn. Der Start erfolgte vom nordchinesischen Weltraumbahnhof Taiyuan aus, der in der Provinz Chanxi liegt. Mit an Bord der Rakete befanden sich auch drei Kleinsatelliten. Zum zweiten Mal bei einem chinesischen Start wurden an der Trägerrakete Grid Fins verwendet, geriffelte, bewegliche aerodynamische Steuerflächen, mit denen die nach dem Brennschluss herabfallende Erststufe gesteuert werden kann.
Bisher fallen in China Stufen, Booster und Fairings zwar ebenfalls in ein ausgewiesenes Zielgebiet, das zuvor auch weitgehend evakuiert wird. Die Streuung ist jedoch sehr groß, weswegen bis dato relativ große Gebiete als Einschlagzonen ausgewiesen werden müssen. Mit weitem Abstand führend in der Grid-Fin-Technologie ist das US-Unternehmen SpaceX. Hier werden sie seit Jahren benutzt, um zentimetergenaue Landungen der Falcon 9-Erststufen und Falcon-Heavy Booster durchzuführen.
Die Mission begann um 4:22 Uhr mitteleuropäischer Zeit an der Startanlage 9 des Geländes. 45 Minuten später hatte die dritte Stufe die vier Raumfahrzeuge in einer annähernd kreisförmigen Umlaufbahn in 500 Kilometern Höhe bei einer Bahnneigung von 97,5 Grad abgesetzt.
Der etwa 2.400 Kilogramm schwere Gaofen 7 wurde von der Chinese Academy of Aerospace Science and Technology Corporation (CAST) entwickelt und gebaut. Er wird von den Ministerien für Ressourcenplanung, Stadt- und Land-Entwicklung und von der Nationalen Statistikbehörde für Landvermessung und -kartierung, für den Städtebau und Ressourcenplanung und für statistische Auswertungen eingesetzt. Das Raumfahrzeug ist auf das Anfertigen von 3D-Bildern spezialisiert. Betrieben wird Gaofen 7 von der CNSA, der nationalen Raumfahrtbehörde Chinas. Gaofen 7 kann 3D-Bilder mit einem Auflösungsvermögen von weniger als einem Meter pro Bildpunkt machen. Die Gaofen-Satelliten sind Bestandteil des chinesischen CHEOS-Systems (China High-definition Earth Observation System).
Die Nomenklatur der Gaofen-Satelliten ist leicht verwirrend, denn Gaofen 7 ist nicht etwa das bislang letzte Glied der Reihe wie man vielleicht annehmen könnte, denn die Satelliten Gaofen 8, 9, 10 und 11 sind bereits teilweise seit Jahren im Orbit. Außerdem wurden am 31. März 2017 drei Gaofen-1 Satelliten gestartet, es ist aber nicht klar, in welcher Verbindung sie zu einem Satelliten gleichen Namens stehen, der bereits am 26. April 2013 gestartet worden war.
An Bord des Trägers waren noch drei weitere Raumfahrzeuge, und zwar
- Der etwa 90 Kilogramm schwere Jingzhi Gaofen Shiyan Weixing (Jingzhi-1) vom Shanghai Aerospace Technology Research Institute. Es handelt sich dabei um einen experimentellen Erdbeobachtungssatelliten mit extrem hoher Ausrichtgenauigkeit.
- Der sudanesische SSES-1, der von der Shenzhen Aerospace Oriental Red Sea Satellite Co., Ltd. Entwickelt und gebaut wurde, und…
- Xiaoxiang 1-08, der insgesamt 15. Satellit, der von der Changsha Tianyi Space Science and Technology Research Institute Co., Ltd entwickelt und gebaut wurde. Es handelt sich um einen nur 3-Unit-Cubsat mit einer experimentellen Multispektralkamera bei dem sich aber auch ein experimentelles französisches Kaltgastriebwerk an Bord befindet, das mit festem Jod arbeitet.
Bild: Logo der Gaofen 7-Startmission; Credit: CNSA