Am 2. November brachte eine Antares 230+ Trägerrakete von Northrop Grumman den Raumfrachter Cygnus NG-12 in eine niedrige Erdumlaufbahn. Von dort aus brachte sich das Raumfahrzeug mit seinen Bordtriebwerken auf den Weg zur Internationalen Raumstation. Einer Tradition von Northrop Grumman folgend trägt das Versorgungsraumschiff den Namen einer bedeutenden verstorbenen Person der Raumfahrt-Szene. Dieses Mal wurde sie auf den Namen S.S. Alan Bean getauft, nach dem Apollo 12- und Skylab 3-Astronauten Alan Bean, der am 26. Mai 2018 im Alter von 86 Jahren gestorben war.
Die Mission ist der erste Einsatz innerhalb des CRS 2-Vertrages der NASA für die Versorgung der ISS. Alle bisherigen Missionen mit den Dragon-Transportern von SpaceX und den Cygnus-Nachschubraumschiffen von Northrop Grumman erfolgten im Rahmen des CRS-1 Vertrages. Im Rahmen von CRS-2 wird neben SpaceX und Northrop Grumman mit Sierra Nevada ein weiterer Anbieter mit in die Versorgung der Internationalen Raumstation einsteigen. Sierra Nevadas erster Einsatz mit dem Dream Chaser ist im Jahre 2021 geplant.
Der Start der S.S. Alan Bean erfolgte von der Anlage 0A des Mid-Atlantic Regional Spaceport (kurz: MARS) in Virginia, die sich ihrerseits auf dem Gelände der Wallops Flight Facility der NASA befindet. Es war der 12. Einsatz einer Antares seit dem Jahr 2013. Sieben Einheiten wurden mit russischen Triebwerken des Typs RD-181 von NPO Energomash angetrieben, fünf mit AJ26/NK33-Triebwerken von Kusnezow, die fast 40 Jahre alt waren und noch aus sowjetischer Produktion stammten. Nach einem Fehlstart, der auf einen Triebwerksdefekt zurückzuführen war, wechselte Northrop Grumman (damals noch Orbital Sciences) zu den Energomash-Raketenmotoren.
Die Antares verließ die Startrampe mit ihrer knapp über 8.000 Kilogramm schweren Nutzlast um 14:49:47 Uhr, ganz zu Beginn eines fünf Minuten langen Startfensters. Gut 3.700 Kilogramm dieser Masse entfallen auf das reine Frachtgewicht. So viel wie nie zuvor bei einem US-Versorgungsraumschiff zur ISS. In dieser Fracht befanden sich auch 14 Kleinsatelliten, die später entweder von der ISS aus abgesetzt werden sollen, oder aber – nach Beendigung der Versorgungsmission – direkt vom Cygnus. Der größte davon ist der etwa 100 Kilogramm schwere SPSat-4. Er wird auch der größte Satellit sein, der jemals von Bord der ISS aus freigesetzt wird. Bei den anderen Kleinraumfahrzeugen handelt es sich durchweg um 1- 3Unit-Cubesats.
- Aerocubes 14A, 14B, 15A und 15 B von der Aerospace Corporation
- Argus 02 – St. Louis University, Missouri
- HARP – University of Maryland
- HuskySat – University of Washington, Seattle
- MPV Argus – Universität St. Louis
- Orbital Factory 2 – Universität Texas
- Phoenix – Arizona State University
- Radsat-u – Montana State University
- SOCRATES – University of Minnesota, Minneapolis
- SwampSat II – University of Florida, Gainesville
Für die aktuelle Mission setzte Northrop Grumman eine leicht verbesserte Version ihrer Antares 230 Trägerrakete ein und bezeichnet diese als Antares 230+. Sie enthält einige strukturelle Verstärkungen, die es ermöglichen die beiden russischen Energomash RD-181 Triebwerke mit ihren insgesamt 390 Tonnen Schub in einem wirkungsvolleren Betriebsmodus laufen zu lassen. Damit kann in der Folge die Nutzlastkapazität um mehrere hundert Kilogramm verbessert werden. Zusätzlich wurde an anderen Stellen Strukturmaterial eingespart und die Einschusstrajektorie optimiert. Die mit festen Treibstoffen betriebene Castor 30XL-Oberstufe lieferte danach den Cygnus auf einer Bahn mit einem niedrigeren Perigäum als bisher ab (die Bahnparameter lauteten: Perigäum: 187 Kilometer, Apogäum 243 Kilometer, Inklination 51,6 Grad). Auch das stellt eine Optimierung dar, denn die Bordtriebwerke des Transporters, mit denen der endgültige Transfer zur ISS durchgeführt wird, verfügen über einen deutlich höheren spezifischen Impuls.
Die S.S. Alan Bean soll bis zum 13. Januar an der Raumstation verbleiben.
Bild: Das NASA-Logo der Mission; Credit: NASA