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Die historische Startanlage Nummer 1 in Baikonur, von der aus im April 1961 Juri Gagarin den ersten Orbitalflug eines Menschen unternahm, ist bekanntlich bis auf den heutigen Tag in Betrieb. Was weniger bekannt ist: Diese Startanlage wird nicht nur für die bemannten Sojus-Flüge eingesetzt, sondern auch für unbemannte Missionen. Bereits Sputnik 1 startete von dort.

Heute Nachmittag ging von diesem historischen Startplatz aus das nächste Erweiterungsmodul für die internationale Raumstation auf die Reise, eine Kombination aus Kopplungsadapter und Mini-Forschungsmodul mit der Bezeichnung "Poisk" (Forscher). In der Terminologie der Internationalen Raumstation trägt es eine etwas unpathetischere Bezeichnung, nämlich MIM 2 (Mini-Research Module 2).

Der Start von "Poisk" erfolgte um 15:22 Uhr mitteleuropäischer Zeit. Das Modul macht es zukünftig möglich, dass vier Raumfahrzeuge gleichzeitig an der ISS anlegen können. "Poisk" ist für den Transfer zur ISS mit einem Servicemodul ausgestattet, wie es auch die Progress-Raumfahrzeuge verwenden.

Diese neue Einheit der ISS hat einen Durchmesser von 2,4 Metern und ist etwa vier Meter lang. Es ist das erste größere neue Bauteil das Russland seit dem Jahre 2001 zur ISS bringt. Damals wurde der nahezu identische Pirs-Dockingadapter zur Raumstation befördert.  

Das Anlegemanöver am Orbitalkomplex ist für den Donnerstag um 16:44 Uhr mitteleuropäischer Zeit vorgesehen, exakt 48 Stunden nach dem Start. Poisk/MIMS wiegt alleine, ohne das Progress-Serviceeinheit knapp unter vier Tonnen. Das neue Modul wird am "Zenith"-Anlegestutzen des russischen Svesda-Moduls anlegen. Dies ist der Anlegepunkt auf der erdabgewandten Seite von Svesda.

Nachdem die Station jetzt die meiste Zeit mit sechs Personen besetzt ist, werden jeweils zwei Sojus-Raumfahrzeuge fix an der Station stationiert sein. Die beiden anderen Docking-Ports werden für besuchende Sojus, für Progress-Raumfahrzeuge und für das europäische ATV benötigt. Derzeit gibt es  nur drei Anlegestellen im russischen Segment der Station. . Poisk wird außerdem als Luftschleuse für russische Außenbordaktivitäten benutzt werden und als Befestigungsplattform für externe Experimente. Das Modul hat zwei Ausstiegsluken.

Gebaut wurde Poisk von der russischen Raumfahrtfirma Energia.

An Bord des Raumfahrzeugs befinden sich etwa 850 Kilogramm Fracht für die Internationale Raumstation. Nachdem das neue Modul angekoppelt hat, wird die Progress-M Serviceeinheit abgetrennt und über dem Südpazifik zum Absturz gebracht.

Der neue Andockstutzen soll im Januar zum ersten Mal eingesetzt werden, wenn ein Sojus-Raumfahrzeug an der Raumstation "umgeparkt" wird.

Russland hat inzwischen auch ein größeres Modul als verlängerten Dockingstutzen für das Zarya-Element der Raumstation fertig gestellt. Diese Struktur mit der Bezeichnung "Mini-Research Module 1" soll im kommenden Mai an Bord eines Shuttle zur ISS gebracht werden.

Astra