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Es ist wirklich wie verhext. Den ganzen Tag über herrscht bestes Startwetter, aber die NASA versucht  immer genau dann die Raumfähre Endeavour in den Orbit zu hieven, wenn abends mit schöner Regelmäßigkeit über Cocoa Beach die Gewitter aufziehen. Floridas Osten im Juli, das ist Amerikas Gewitterhochburg. "Thunderstorm County". Aber natürlich sind die Projektverantwortlichen keineswegs übergeschnappt, wenn sie den Start trotzdem immer für die frühen Abendstunden ansetzen.

Es bleibt ihnen schlichtweg nichts anderes übrig. Die Erdrotation bringt die Shuttle-Startrampe dummerweise erst in diesen frühen Abendstunden genau in die Bahn der ISS: Somit kann Endeavour nicht früher abfliegen. Das Startfenster ist genau zehn Minuten lang.

Es ist dies schon der fünfte Startversuch in den letzten vier Wochen. Zweimal wurde der Start wegen eines technischen Problems verschoben, die letzten beiden Male wegen des Wetters. Da sind aber noch gar nicht alle Startmöglichkeiten erfasst. An einigen Tagen, wie beispielsweise letzten Freitag, war das Wetter so miserabel, dass man erst gar keinen Startversuch unternommen hatte. Unsere Bilder hier belegen das sehr deutlich.

An diesem Tag wurde der auf der Rampe stehende Shuttle mehrmals vom Blitz getroffen und danach mussten die Techniker erstmal nachprüfen, ob es zu Schäden gekommen ist.

Für den "unbedarften" Zuschauer sind die Wetterregeln der NASA ein wenig unverständlich. Denn als beispielsweise der Start am Montag endgültig abgebrochen wurde, stand Endeavour im schönsten Sonnenschein auf der Rampe. Die Vorschrift lautet aber, dass im Flugweg der Raumfähre innerhalb von 20 Meilen kein Gewitter sein darf, und links und rechts des Flugweges innerhalb von 10 Meilen.

Die Regel bekommt erst im Fall eines so genannten "Return to Launch Site Abort" ihren Sinn. Bei diesem Abbruchmodus, der im ganzen Shuttle-Programm noch nie vorgekommen ist, muss die Raumfähren nämllich versuchen, zum Startort zurückzufliegen. Das Manöver wäre ohnehin schon haarsträubend. Dabei womöglich noch durch eine Gewitterzelle fliegen zu müssen, ist ein vollständiges Ding der Unmöglichkeit.

Und so sieht sich die Besatzung um den 53jährigen Kommandanten Mark Polansky wahrscheinlich an den Film "Und ewig grüßt das Murmeltier" erinnert.

Mit ihm steigen Tag für Tag Doug Hurley, der 42jährige Pilot des Shuttle, der 48jährige Tom Marshburn, der 39jährige Chris Cassidy, die 45jährige Julie Payette, der 52jährige Dave Wolf und der 45jährige Tim Kopra in die Endeavour. Wolf ist das Besatzungmitglied mit der größten Flugerfahrung. Er war sogar schon vier Monate lang auf der russischen Raumstation Mir. Für Kommandant Polansky ist das der dritte Flug, für Julie Payette der zweite. Alle anderen Astronauten sind "Rookies", machen sich also zum ersten Mal in den Orbit auf.

Heute - am Dienstag - ist Startversuchsfreier Tag. Morgen probieren sie es wieder. Die prognostizierte Gewitterwahr-scheinlichkeit bei diesem Startversuch Nummer 6 liegt bei 60 Prozent.

Astra