Erneut erfolgreicher Einsatz der zuverlässigen Delta 2-Trägerrakete. Am Dienstag dem 5. Mai brachte sie vom Startkomplex 2 der Luftwaffenbasis Vandenberg ein Raumfahrzeug mit der sperrigen Bezeichnung "Space Tracking and Surveillance System Advanced Technology Risk Reduction satellite" oder kurz "STSS-ATRR" in eine sonnensynchrone Polarbahn. Hauptaufgabe des Satelliten ist es, die Sensortechnologie zu erproben, die für das amerikanische Raketenabwehrprogramm benötigt wird.
Im Weltraum getestet werden dabei die Komponenten für das im Orbit zu stationierende Space Tracking and Surveillance System der MDA (Missile Defense Agency). Dieses System besteht aus Satelliten, welche startende Interkontinentalraketen aufspüren und deren Bahnen vermessen können. Diese Bahndaten werden dann an die Abfangraketen gesendet, welche die eigentliche Bekämpfung der einfliegenden feindlichen Raketen durchführen.
Im Sommer dieses Jahres sollen von Cap Canaveral aus die ersten beiden Demonstrations-satelliten des weltraumgestützten Systems gestartet, ebenfalls mit einer Delta 2.
Die gesamten Missionskosten einschließlich Start, Missionsüberwachung und -auswertung werden auf 400 Millionen Dollar veranschlagt. STSS-ATRR wurde von General Dynamics gebaut. Die veranschlagte Lebensdauer beträgt ein Jahr.
Die Delta 2 wurde in der Version 7920-10 eingesetzt. Diese Variante des amerikanischen Standardträgers für mittlere Nutzlasten ist zweistufig, mit neun Feststoffboostern ausgerüstet und verfügt über eine Nutzlastverkleidung von 10 Fuß Durchmesser. Starts von Vandenberg aus erfolgen nach Süden. Dabei werden in der Anfangsphase des Aufstiegs einige Ölförder-Plattformen überflogen. Aus diesem Grund können die ausgebrannten Booster nicht sofort abgeworfen werden, sondern müssen noch eine Weile mitgeführt werden. Eine erhebliche Nutzlast-Einschränkung für diesen Träger, denn die leeren Booster wiegen mehrere Tonnen.
Die Zündsequenz der Delta 2 beginnt zwei Sekunden vor dem Abheben. Zunächst werden die beiden Vernier-Triebwerke aktiviert, die für die Lageregelung des Trägers sorgen. Danach zündet das RS-27 Haupttriebwerk. Zum Schluss werden sechs der neun Feststoffbooster aktiviert und die Rakete hebt ab. Dies war exakt um 22:24:25 Uhr mitteleuropäischer Zeit der Fall.
In der Neun-Booster-Konfiguration ist die Beschleunigung der Delta 2 sehr hoch. Bereits 35 Sekunden nach dem Abheben wird die Schallmauer durchbrochen. Eine Minute und 9 Sekunden nach dem Abheben sind die sechs am Boden gezündeten Booster ausgebrannt, verblieben aber noch am Träger. Unmittelbar davor wurden die drei verbliebenen Booster aktiviert.
Eine Minute und 31 Sekunden nach dem Abheben, nachdem die Öl-Förderplattformen passiert waren, wurden die am Boden gezündeten Booster abgeworfen. Zwei Minuten und 14 Sekunden nach dem Liftoff waren auch die in der Luft gezündeten drei Booster ausgebrannt und wurden abgetrennt. In den darauf folgenden Minuten sorgte lediglich noch das RS-27 Triebwerk der Zentralstufe für den weiteren Antrieb.
4 Minuten und 38 Sekunden nach dem Liftoff schaltete das RS-27 ab. Wenige Sekunden später auch die beiden Vernier-Triebwerke. Danach wurde die Stufe abgesprengt. Sieben Sekunden später zündete der Aerojet-Motor der zweiten Stufe.
4 Minuten und 50 Sekunden nach dem Abheben wurde die Nutzlastverkleidung abgeworfen.
10 Minuten und 35 Sekunden nach dem Verlassen der Startrampe hatte die zweite Stufe mit dem Satelliten eineniedrige elliptische Parkbahn erreicht und schaltete das Triebwerk ab. Jetzt dauerte es einen halben Erdumlauf, bis die Kombination das Apogäum der Bahn erreicht hatte.
Nach einer ruhigen Driftphase von mehr als 40 Minuten erwachte das Zweitstufentriebwerk 53 Minuten und 5 Sekunden nach dem Start erneut zum Leben. Diesmal nur für 21 Sekunden. Danach war der endgültige polare, sonnensynchrone Orbit erreicht.
58 Minuten und 18 Sekunden nach dem Abheben wurde der Satellit vom Träger freigegeben.
Der Start war der 341. Einsatzt einer Delta-Satellitenträgerrakete, die 143 Delta 2 Mission seit der Einführung dieses Typs im Jahre 1989, die 36. Delta 2, die von der Luftwaffenbasis Vandenberg aus startet und bereits die sechste Delta 2 in diesem Jahr.