Am 30. Januar startete Russland den Forschungssatelliten CORONAS-Foton mit einer Trägerrakete des Typs Tsyklon 3 erfolgreich in eine Erdumlaufbahn. Coronas-Foton ist der dritte Forschungssatellit der CORONAS-Reihe (CORONAS = Complex Orbital Observations Near-Earth of Activity of the Sun) die sich mit Auswirkungen physikalischer Ereignisse der Sonne auf die Erde und die Erdatmosphäre beschäftigen. Der erste Satellit, CORONAS-I wurde am 2. März 1994 gestartet, die zweite Einheit am 21. Juli 2001. CORONAS-Photon ist Teil eines internationalen Programms mit der Bezeichnung "Living with a Star".
Der Satellit wurde von den Unternehmen NPP VNIIEM und NIIEM im Auftrag der russischen Raumfahrtagentur entwickelt und gebaut.
Die am 30. Januar verschossene Zyklon 3 war die letzte Einheit dieses Trägers. Es gibt Gerüchte, dass noch sechs Exemplare der Zyklon 2 gelagert werden, doch ist das nicht bestätigt. Beide Versionen dieses Trägers werden aber seit über einem Jahrzehnt nicht mehr produziert. Nach dem Zerfall der Sowjetunion waren die Tage der Zyklon gezählt. Nachdem er vollständig in der Ukraine gefertigt wurde, und damit für Russland im Ausland lag wurden keine weiteren Einheiten mehr bestellt. In den letzten 15 Jahren wurden lediglich die bereits bestellten und ausgelieferten Bestände aufgebraucht.
Der Satellitenträger Tsyklon entstand aus der schweren Interkontinentalrakete R-36. Dieser Nuklearträger hätte im Ernstfall die Aufgabe gehabt, nicht wie andere Nuklearträger der Sowjetunion auf der leicht zu ortenden Route über den Nordpol in die USA einzufliegen (und den USA damit eine Vorbereitungszeit von 30 Minuten zu lassen), vielmehr sollte der Anflug mit dieser Rakete über die Südroute gehen, und damit die Reaktionszeit der USA auf nur noch fünf Minuten verkürzen.
Allein aus dieser Aufgabenstellung entstand ein für militärische Verhältnisse sehr schwerer Träger, dessen Größe durch die Forderung noch weiter zunahm, einen fast sechs Tonnen schwere 10 Megatonnen-Nuklearkopf zu transportieren.
In ihrer Auslegung entspricht die R-36 in etwa der amerikanischen Titan 2 ist aber um mehr als vierzig Tonnen schwerer. Tatsächlich war die R-36 die schwerste jemals gebaute Interkontinentalrakete. Nicht weniger als 288 Stück davon wurden in Silos stationiert.
In einer Regierungsverlautbarung vom 24. August 1965 wurde der Entschluss gefällt, einen Satellitenträger auf Basis der R-36 zu entwickeln. Die erforderlichen Modifikationen waren gering, und so flog eine nur leicht veränderte R-36 bereits zwei Jahre später einige suborbitale Testmissionen. Diese als Tsyklon, später Tsyklon 1 bezeichnete Anfangsversion wurde schnell von der Tsyklon 2 ersetzt.
Die Tsyklon 2 schloss die Lücke, die zwischen der leichten Kosmos 3M mit einer Nutzlastkapazität von 1,5 Tonnen für den niedrigen Erdorbit und den R-7 Semjorka-Varianten, die mehr als fünf Tonnen in eine niedrige Umlaufbahn bringen konnten.
Am 2. Januar 1970 wurde die Entwicklung einer Oberstufe für die Tsyklon bewilligt. Damit war der Träger in der Lage, in der mittelschweren Trägerkategorie den damaligen Standardträger "Wostok" zu ersetzen. Sie konnte jetzt auch für Mehrfachstarts von Satelliten der Strela-Klasse genutzt werden und Einzelnutzlasten wie die elektronischen Aufklärungssatelliten der Tselina-D Klasse oder der Meteor Wettersatelliten in den Orbit bringen. Die neue Oberstufe, mit der Bezeichnung S5M, war eine Modifikation der Retro-Einheit der R-36 O Interkontinentalrakete.
Die Zyklon 3 Starts fanden ausschließlich von Plesetzk aus statt, so auch die Mission von Koronas-Foton. In den Jahren 1977 bis 2009 fanden 122 Starts dieses Trägers statt, von denen acht fehl schlugen, eine nur durchschnittlich gute Erfolgsquote.
Der vorletzte Start einer Tsyklon 3 fand am 24. Dezember 2004 statt, als die neunte Einheit der militärischen russischen Okean-Meeresüberwachungssatelliten gestartet wurde.
2005 kündigte die Ukraine die Entwicklung einer verstärkten und modernisierten Version der Tsyklon 3 mit dem Namen Tsyklon 4 an, die vom Startzentrum Alcantara in Brasilien aus eingesetzt werden sollte. Seither ist jedoch von diesen Plänen nichts weiter bekannt geworden.
Die Tsyklon 3 brachte eine Vielzahl sehr unterschiedlicher Nutzlasten in den Orbit, wie z.B. den französisch-Sowjetischen Technologiesatelliten Oreol im Jahre 1981, eine Reihe von Elektronischen Aufklärungssatelliten der Tselina-Klasse, geodätischen Spezialsatelliten der Geo-IK-Reihe, Meteor-Wettersatelliten, Okean-Meeresforschungssatelliten, militärische Kommunikationssatelliten der Strela-Serie, Interkosmos-Satelliten, italienische und deutsche Mikrosatelliten, den Sonnenforschungssatelliten Koronas-F und zuletzt eben auch den Sonnenforschungssatelliten Koronas-Foton. Mit der Tsyklon endet ein Stück Raumfahrtgeschichte, die direkt dem kalten Krieg entsprang.