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Mit zwei Monaten Verzögerung begann gestern Abend Columbus wieder eine Reise zu neuen Welten. Diesmal nicht als Kapitän der Santa Maria wie seinerzeit im Jahre 1492, sondern als Nutzlast an Bord der amerikanischen Raumfähre Atlantis. Die Besatzung bilden sieben Astronauten, davon zwei aus Europa.

Atlantis and seine STS-122-Crew machten sich diesmal auch nicht von Europa aus in Richtung Westen auf den Weg, sondern von der amerikanischen Ostküste in Richtung Nordost, in eine Bahn, die um 51 Grad zum Äquator geneigt ist. Auf dieser Bahn bewegt sich die Internationale Raumstation.

Der Start erfolgte um 20:45 Uhr mitteleuropäischer Zeit. Die Mission ist vorläufig auf elf Tage angesetzt, kann aber auch um einige Tage verlängert werden wenn es die Vorräte an Bord der Fähre zulassen. In der Nutzlastbucht der Atlantis befindet sich das europäische Forschungsmodul Columbus, das permanent mit der ISS verbunden werden soll.

Das Kommando über die Colombus-Mission hat NASA-Astronaut Steven Frick. Sein Stellvertreter ist Shuttle-Pilot Alan Poindexter. Mit an Bord befinden sich noch die NASA- Missionsspezialisten Rex Walheim, Stanley Love und Leland Melvin und zwei Astronauten der ESA: der deutsche Missionsspezialist  Hans Schlegel und der Franzose Leopold Eyharts. Die beiden Europäer werden ihren Aufgabenschwerpunkt bei der Installation des neuen Weltraumlabors haben. Anschließend wird Eyhardts Dan Tani als Langzeitmitglied der ISS ablösen. Tani fliegt nach vier Monaten Aufenthalt auf der ISS mit der STS 122-Crew wieder zur Erde zurück.

Die Atlantis soll am Samstag an der Station anlegen.

Für Poindexter, Love und Melvin ist die Columbus-Mission der erste Flug in den Weltraum. Alle anderen Besatzungsmitglieder gehen zum zweiten Mal in den Orbit. Mit Ausnahme von Eyhardts flogen dabei alle mit dem Shuttle. Eyhardts startete vor fast auf den Tag genau zehn Jahren Jahren mit einer Sojus für 20 Tage zur russischen Raumstation Mir.

Insgesamt ist die STS-122-Crew eine der unerfahrensten Besatzungen, die jemals in den Weltraum flog. Die Gründe für dieses Vorgehen liegen auf der Hand: Es wird nur noch eine sehr begrenzte Zahl von Shuttle-Missionen geben, bis das Programm eingestellt wird. Bis dahin will die NASA noch so vielen Astronauten wie möglich Flugerfahrung auf den Weg geben. Frick sagte dazu: "Auf meiner letzten Mission unternahm ein Besatzungsmitglied seinen siebten Raumflug. Er alleine hatte damals also fast doppelt so viele Flüge auf dem Konto wie diesmal meine komplette Besatzung".

Nur wenige Stunden vor dem Start der Atlantis hatte das unbemannte russische Versorgungsraumschiff Progress M 63 an der Station angelegt.

Die Mission war seit Anfang Dezember mehrmals verschoben worden, nachdem es zu anhaltenden Problemen mit den so genannten ECO-Sensoren gekommen war (Engine Cut-Off Sensors). Bei zwei Startversuchen im Dezember versagten die Sensoren jedes Mal. Die Sensoren dienen als Reservesystem für die Füllstand-Anzeige des Wasserstofftanks. Ihre Aufgabe ist es, beim Versagen des Primären Schutzsystems eine Nachricht an die Triebwerkskontrolleinheit zu senden, damit diese die Triebwerke abschaltet, wenn der Treibstoffstand eine gewisse Marke unterschreitet. Dadurch soll die Vernichtung der Triebwerke (und in der Folge des Shuttle) verhindert werden, wenn die Pumpen ohne durchlaufenden Treibstoff zu kavitieren beginnen.

Die Ingenieure entdeckten bei der Fehlersuche eine schadhafte elektrische Verbindung am Boden des Treibstofftanks. Sie ersetzten die schadhafte Einheit mit einem modifzierten Design. Diesmal funktionierten die Sensoren problemlos obwohl sie (wie bei noch keiner Shuttle-Mission davor), genauso wie das Primärsystem auch dieses Mal nicht benötigt wurden.

Mit dem Start am gestrigen Donnerstag begann die 121. Shuttle-Mission der NASA und die insgesamt 24. die zur Internationalen Raumstation führt.  Es ist außerdem der 29. Start der Atlantis. Die nächste Mission dieses Shuttle wird im Spätsommer stattfinden, wenn zum letzten Mal eine Reparaturmannschaft zum Hubble Space Teleskope aufbricht.

Astra