Mit Chinas Hilfe ist Venezuelas Nationalheld Simon Bolivar sogar noch in den Weltraum gekommen. Nach ihm haben die Venezolaner nämlich ihren ersten Kommunikationssatelliten inoffiziell benannt. Es gibt allerdings auch eine international gültige Bezeichnung für das Raumfahrzeug, und die lautet - weit weniger revolutionär - VENESAT-1. Am 29. Oktober um 18:53 Uhr mitteleuropäischer Zeit trat er an Bord einer Long March 3B (CZ-3B) Trägerrakete vom chinesischen Xichang Satellitenstartzentrum seine Reise in den geostationären Orbit an.
Die Long March 3B ist der derzeit stärkste chinesische Orbitaltransporter. Sie kann eine Nutzlast von 11.200 Kilogramm in einen niedrigen Umlaufbahn bringen, oder etwa 5.100 Kilogramm in den geostationäre Transferorbit. Die Rakete hat den Standarddurchmesser aller chinesischen Träger von 3,35 Metern in der Zentralstufe. Daran angeflanscht sind vier flüssigkeitsbetriebene Zusatzbooster. Die Nutzlastverkleidung an der Spitze der Rakete hat eine Weite von 4,2 Metern.
Der Erstflug der CZ-3B fand am 14. Februar 1996 statt, ein Ereignis, das als das Valentinstags-Massaker in die Geschichte der Raumfahrt eingegangen ist. Kurz nach dem Liftoff war die Rakete damals vom Kurs abgekommen und in ein wenige Kilometer entferntes Dorf eingeschlagen. Die Zahl der Toten wurde von den chinesischen Offiziellen nie bekannt gegeben, doch dürften es einige Dutzend gewesen sein.
Seit diesem tragischen Ereignis kam die Rakete 10 weitere Male zum Einsatz, jedes Mal erfolgreich Der Start von Simon Bolivar war die siebte chinesische Mission dieses Jahres und die 112. erfolgreiche Orbitmission des Reichs der Mitte überhaupt.
Der Satellit basiert auf dem DFH-4 Bus, dem Standardmodell chinesischer Kommunikationssatelliten und hat eine Startmasse von 3.100 Kilogramm. Seine Solargeneratoren weisen eine Spannweite von 12,1 Metern auf. "Simon Bolivar" ist mit 12 C-Band Transpondern für Radio- und TV-Signale und 14 Ku- und Ka-Band Transpondern für Datenübertragung, Hochgeschwindigkeits-Internet und digitales Fernsehen ausgerüstet. Seine DesignLebensdauer beträgt 15 Jahre.
Es ist das erste Mal, dass China einen Kommunikationssatelliten für Lateinamerika startet. Die Vereinbarung für die Entwicklung, die Konstruktion und den Start von Simon Bolivar war am 1. November 2005 unterzeichnet worden.
Simon Bolivar ist ein echter Mehrzwecksatellit. Er soll sowohl für militärische wie auch für zivile Anwendungen zur Verfügung stehen. Er soll vor allem die abgelegeneren Gebiete Venezuelas mit Telekommunikationsdienstleistungen versorgen. Angefangen von Videokonferenzdiensten, Internet- und Fax-Services bis hin zur Telemedizin und Tele-Edukation.
Das Xichang Satellitenstartzentrum liegt in der Provinz Sichuan in Südwest-China. Es ist die Standard-Startbasis Chinas für Einschüsse in den geosynchronen Orbit. Die Anlage ist mit zwei Abschuss-Anlagen ausgerüstet und hat eine direkte Eisenbahn- und Autobahn-Anbindung.
Der erste Start von Xichang fand am 29. Januar 1984 statt, als eine Long March 3 den Kommunikationssatelliten Shiyan Weixing startete. Der Start von "Simon Bolivar" war der insgesamt 48. erfolgreiche Start von Xichang aus.