Land Launch, die neu gegründete zweite Sparte des Sea Launch Konsortiums erlebte am letzten Montag einen im wahrsten Sinne des Wortes "fliegenden Start" mit dem erfolgreichen Erstflug der Zenith 3 SLB von der brandneuen Startanlage 45 in Baikonur.
Der Liftoff der über sechzig Meter hohen Rakete erfolgte exakt um 7:00 Uhr mitteleuropäischer Zeit bei wolkenlosem Himmel. An Bord des Trägers befand sich der israelische Kommunikationssatellit AMOS 3. Den gut 1.300 Kilogramm schweren Satelliten brachte die Zenith direkt in einen geostationären Orbit, eine Aufgabe die eine ungewöhnlich lange Startphase von knapp siebeneinhalb Stunden Dauer erforderte.
Die Zenith 3SLB ist eine modifizierte Version der seit dem Jahre 1999 eingesetzten Zenith 3 SL. Die beiden ersten Stufen feuerten für mehr als acht Minuten und brachten den Träger damit auf eine suborbitale Trajektorie. Dann zündete die Block DM-SLB Oberstufe und brachte sich selbst und AMOS 3 zunächst in einen niedrigen Übergangsorbit.
Die Oberstufe führte in den nächsten Stunden zwei lange Brennphasen durch. Danach war ein nahezu geostationärer Orbit mit einen Inklination von Null Grad zum Äquator, einem niedrigsten Bahnpunkt von 35.645 Kilometern und einem höchsten Bahnpunkt von 38.940 Kilometern erreicht.
AMOS 3 gehört Spacecom Ltd., einem israelischen Satellitenoperator. Er soll künftig den mittleren Osten, Europa und die östlichen Vereinigten Staaten miteinander verbinden. Amos 3 ist mit 14 Ku- und Ka-Band Transpondern und vier Übertragungsantennen ausgerüstet. Der Satellit wird digitales Fernsehen, Internet-Services und andere Multimedia-Leistungen direkt an die Haushalte abstrahlen.
Der 170 Millionen Dollar teure Satellit wurde unter der Leitung der Israeli Aerospace Industries Ltd. gebaut und soll AMOS 1 ersetzen, der seit 1996 im Orbit ist. Amos 3 wird auf vier Grad westlicher Länge stationiert werden, über dem Ostatlantik nahe der afrikanischen Küste.
AMOS 3 ist für eine Betriebsdauer von 15 Jahren ausgelegt. Die Kommunikationsnutzlast des Satelliten wurden von einem Team der Unternehmen Thales Alenia Space und Telespazio hergestellt
Die Spacecom Ltd. gab bekannt, dass sie den Satelliten in Kürze in AMOS 60 umbenennen will, in Erinnerung an den 60. Jahrestag der Unabhängigkeit Israels. Der Start am Montag war die erste Mission für Land-Launch Mission, einem Joint Venture das im Jahre 2003 zwischen der Sea Launch Co. und der Space International Services Ltd, einer in Moskau ansässigen Firma, welche Hardware und Dienstleistungen in Russland, der Ukraine und in Kasachstan zur Verfügung stellt. Sea Launch tritt hier lediglich als Vermarkter auf.
Land Launch ermöglicht es dem Konsortium auch den Markt für mittelschwere Kommunikationsnutzlasten und für schwere Nutzlasten in niedrige Erdumlaufbahnen zu bedienen. Sea Launch hat seinen Aufgabenschwerpunkt bekanntlich bei den Starts schwerer Kommunikationssatelliten mittels der Zenith 3 SL von der Hochseeplattform "Odyssey", die in der Nähe des Äquators stationiert ist.
Erste und zweite Stufe der Land Launch Zenith kommen aus der Ukraine und sind identisch mit der Hardware die für die Sea Launch Flüge eingesetzt wird. Nur im oberen Bereich der Rakete gibt es eine Reihe von Modifikationen. So wird die Nutzlastverkleidung in Russland gebaut, während Sea Launch eine Fairing verwendet, die von Boeing hergestellt wird. Auch die Block DM-SLB Oberstufe enthält eine Reihe von Modifikationen gegenüber der Sea Launch Version. Diese Veränderungen verringern das Gewicht der Oberstufe um fast 2.000 Kilogramm.
Die Ingenieure konstruierten dasAvionik-Segment der Trägerrakete um, ersetzten eine die Entfaltantenne des Telemetriesystems durch eine feste Antenne, entfernten einen Satz Treibstofftanks vom Lageregelungssystem und bauten ein Kommandosystem aus, das nur für militärische Einsatze benötigt worden war, und für die zivile Version nicht gebraucht wird.
Um die Zuverlässigkeit der Stufe zu erhöhen wurden dagegen zwei Kleintriebwerke hinzugefügt. Die Aufgabe dieser kleinen Motoren ist es, vor einer Wiederzündung der Stufe, die Treibstoffe auf den Tankboden zu drücken. Die Wiederzündbarkeit der Stufe war ein Problem beim früheren Betrieb der Stufe gewesen.
Die Land Launch Zenith kann Nutzlasten bis 1.600 Kilogramm direkt in den geostationären Orbit liefern, oder Nutzlasten bis 3.600 Kilogramm in einen geostationären Transferorbit mit einer Inklination von 23,2 Grad.
Eine zweitstufige Version der Land-Launch Zenith ist optimiert für Einsätze in niedrige Orbits. Diese Konfiguration kann Nutzlasten mit einer Masse bis 13.600 Kilogramm in den Orbit der Internationalen Raumstation bringen oder mehr als 4.600 Kilogramm in eine sonnensynchrone Erdumlaufbahn.
Der nächste Einsatz einer Land-Launch Zenith ist für den Spätsommer geplant, eine weitere Mission zum Jahresende.