Die amerikanischen Luftwaffe startete gestern um 19:01 Uhr mitteleuropäischer Zeit unter erheblicher Geheimhaltung den "Communication/Navigation Outage Forecasting System"-Satelliten, kurz C/NOFS in einen niedrigen Erdorbit. Der Start erfolgte mit einer Orbital Sciences Pegasus XL über dem Kwajalein-Atoll im Zentralpazifik.
Das Raumfahrzeug war bereits auf der kalifornischen Vandenberg-Luftwaffenbasis in die Nutzlastspitze der Rakete eingeschlossen worden. Die Lockheed L-1011 "Stargazer", das Träger- und Abwurfflugzeug von Orbital Sciences für die Pegasus, flog danach mit der voll integrierten Rakete unter dem Rumpf zum Ronald Reagan Testzentrum auf den Marshall-Inseln.
Von dort aus erfolgten dann auch der Einsatz des geflügelten Trägers, der einzigen Satellitenträgerrakete weltweit, die von einem Flugzeug aus gestartet wird. Die Orbital Sciences Pegasus XL ist eine dreistufig Feststoffrakete, die in der Lage ist, Nutzlasten bis zu 500 Kilogramm Gewicht in einem niedrigen Erdorbit abzusetzen.
Die Pegasus wurde von Orbital Sciences speziell dafür entwickelt einen kostengünstigen Zugang zum Weltraum für Kleinnutzlasten zu ermöglichen. Nach Einstellung des Scout-Programms im Jahre 1994 gab es keinen entsprechenden Träger mehr und diese Lücke füllte der geflügelte Kleinträger.
Die Pegasus wird von der Stargazer auf eine Abwurfhöhe von ca. 12.000 Meter gebracht und dann freigegeben. Nach einem Fall von ca. fünf Sekunden, der hauptsächlich dazu dient Abstand von der Abwurfmaschine zu bekommen, zündet der Erststufenmotor. Ein typischer Pegasus-Einsatz dauert, je nach vorgesehener Bahnhöhe, zwischen sieben und elf Minuten.
C/NOFS wog beim Start 395 Kilogramm. Er wurde acht Minuten nach der Zündung der ersten Stufe exakt auf dem vorgesehenen Orbit mit einem niedrigsten Bahnpunkt von 400 Kilometern und einem höchsten Bahnpunkt von 850 Kilometern abgesetzt. Wegen der äquatornahen Absetzposition weist die Bahn des Satelliten die für diese Mission besonders gewünschte niedrige Inklination von nur 13 Grad zum Äquator auf. Bei einem Start in einer höheren (oder niedrigeren) Breite hätte viel Treibstoff dafür aufgewendet werden müssen, um die Inklination zu reduzieren.
Der gestrige Einsatz war der 39. Start einer Pegasus seit der Einführung dieses Typs im Jahre 1990, und die 25. erfolgreiche Mission in ununterbrochener Reihenfolge seit dem Jahre 1996. Die Pegasus hat bislang mehr als 70 Satelliten von sechs verschiedenen Startplätzen weltweit in den Orbit gebracht.
C/NOFS Aufgabe ist es, atmosphärische Verdichtungs- und Schwankungseffekte in der Ionosphäre zu prognostizieren. Diese vor allem in äquatornahen Regionen auftretenden atmosphärischen Störungen können die Kommunikation von Mobilfunk-, Überwachungs- und Navigationssatelliten mit Nutzern am Boden beeinträchtigen. Der Satellit soll zukünftig mit seinen sechs Instrumenten die Ionosphäre beobachten.
Mit C/NOFS soll es möglich werden, die Nutzer von Satellitenkommunikation und GPS vor Kommunikationsunterbrechungen oder Leistungsverschlechterungen zu warnen. Dies ist vor allen Dingen für militärische Anwendung von Wichtigkeit, da moderne Präzisionswaffen immer häufiger auf Signale von GPS- und Kommunikationssatelliten abgestimmt werden.
Der Start des Satelliten hatte sich aufgrund technischer und programmatischer Probleme um fünf Jahre verzögert. Konstruiert und gebaut wurde das Raumfahrzeug von General Dynamics Advanced Information Systems. Die Endmontage fand im General Dynamics Werk in Gilbert, Arizona statt. Orbital Sciences stellte nicht nur die Trägerrakete sondern war auch für die Durchführung des Starts verantwortlich.