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Während die gegenwärtige Stammbesatzung der ISS, die Expeditionscrew 16, am Wochenende die Luke des Automated Transfer Vehicles (ATV) öffnete um mit dem Entladen der gut fünf Tonnen Versorgungsgüter zu beginnen, bereitete sich zur gleichen Zeit in Baikonur die nächste Langzeitmannschaft der Raumstation für den Transfer zum Außenposten vor. Die Zusammensetzung dieser Expeditionscrew 17 bereitet den amerikanischen Partnern im Programm allerdings etwas Sorge.

Es handelt sich dabei, erstmals in der Geschichte der ISS, um eine "All-Rookie-Crew", um einmal einen Ausdruck aus dem amerikanischen Raumfahrtjargon zu benutzen. Lauter Weltraumneulinge also, und das in einer Phase im Aufbauprogramm, die größtmögliche Erfahrung erfordert.

Schwierige Reparaturmaßnahmen, wie etwa den Austausch der defekten "Rotary Joints", mit denen die mächtigen Solargeneratoren zur Sonne gedreht werden können, wurden vorsichtshalber schon mal auf den Spätherbst verlegt, wenn die Langzeitcrew 18 den Dienst antritt. Der NASA-Astronaut Michael Fincke übernimmt dann das Kommando, und der hat immerhin schon fast 190 Tage auf der Raumstation verbracht. Sein Bordingenieur wird Shalizan Shapirov sein, der sogar schon über mehr als 200 Tage Raumflugerfahrung verfügt. 

In Fall der Expeditionscrew 17 könnte man scherzhaft hinterfragen, ob bei ihm vielleicht eine vererbte Flugerfahrung existiert, denn der Kommandant der Expedition 17 (und gleichzeitig Kommandant des Raumfahrzeugs Sojus TMA 12) ist Sergei Alexandrowitsch Volkov. Der für einen heutigen Kosmonauten mit gerade eben 35 Jahren (er hatte am 1. April Geburtstag) ungewöhnlich junge Raumfahrer ist niemand anders als der Sohn des früheren Kosmonauten Alexander Volkov, der in den Jahren 1985 bis 1991 bei insgesamt drei Raumflügen fast 400 Tage im Weltraum verbracht hat.

Sergei Volkov ist damit weltweit der erste Raumfahrer der zweiten Generation. Er kam 1997 in das Kosmonauten-Corps und war vor zwei Jahren der Reservemannschaft von Sojus TMA 8 zugeteilt.

Als Bordingenieur fungiert Oleg Dimitrejewitsch Kononenko. Er ist Kosmonaut sei 1996 aber ebenfalls noch ohne Flugerfahrung. Kononenko ist 44 Jahre alt und war immerhin schon Ersatzmann bei zwei vorausgegangenen Missionen.

Die Ernennung des dritten Besatzungsmitgliedes kann nicht anders als "kurios" bezeichnet werden. Es handelt sich dabei nicht um einen Karriere-Kosmonauten, sondern um ein Besatzungsmitglied mit der Bezeichnung "Spaceflight Participant", was ihrem (richtig, es handelt sich um eine Frau) Status gerecht wird, denn der  liegt in etwa zwischen dem eines professionellem Raumfahrers und einem Weltraumtouristen.

Eigentlich war für diese "Gast-Kosmonauten-Rolle ein südkoreanischer Ingenieur des Samsung Advanced Institute of Science and Technology namens Ko-San vorgesehen. Nachdem er sich aber vor wenigen Wochen auf unerlaubte Weise Zugang zu klassifizieren Dokumenten über die Sojus-Steuerung verschafft hatte, quasi ein Akt von Industriespionage, wurde er von der Mission suspendiert. Statt seiner fliegt nun die "Ersatzfrau", nämlich die 28-jährige Yi So-yeon, die am gleichen Institut ebenfalls als Ingenieurin arbeitet.

Yi So-yeon wird nach acht Tagen Aufenthalt auf der ISS am 19. April zusammen mit Peggy Whitson und Yuri Malenchenko in Sojus TMA 11 wieder zur Erde zurückkehren.  

Volkov und Kononkenko werden an Bord der Station von Garrett Reisman unterstützt. Auch er ist ein Rookie, also auf seinem ersten Einsatz. Allerdings ist er nun schon seit mehrere Wochen an Bord der Station, seit er Mitte März an Bord der Raumfähre Endeavour zur ISS-Crew stieß. Reisman bleibt noch bis Juni an Bord, bevor er mit dem Shuttle Discovery zurückkehrt.   

Durch die Teilnahme der jungen Ingenieurin liegt das Durchschnittsalter der Crew bei unter 36 Jahren, ein Wert, wie er nur in der Vor-Apollo-Zeit der frühen sechziger Jahre üblich war. Die Regel heute ist ein Altersschnitt von über 45 Jahren. 

Der Start von Sojus TMA 12 ist für morgen Mittag um 13:16 Uhr geplant. Bislang verlaufen die Startvorbereitungen reibungslos.

Astra