Ein weiterer deutscher Radaraufklärungssatellit wurde heute um 18:15 Uhr mitteleuropäischer Zeit vom russischen Kosmodrom Plesetz aus mit einer Trägerrakete vom Typ Kosmos 3M in eine Umlaufbahn hoher Inklination transportiert. SAR Lupe 4, so der Name des Raumfahrzeugs, ist Bestandteil einer Konstellation von insgesamt fünf baugleichen Satelliten. Drei davon waren bereits früher gestartet worden.
Die gut 32 Meter lange Trägerrakete brachte den 775 Kilogramm schweren Satelliten auf eine polnahe Umlaufbahn in einer Flughöhe von 460 Kilometern.
Der Start hatte sich wegen unvorteilhafter Windbedingungen in der oberen Atmosphäre um zwei Tage verzögert.
Die Inder Tgenieure am deutschen Kontrollzentrum in Oberpfaffenhofen konnten wie vorgesehen etwa 90 Minuten nach dem Start mit dem Satelliten Kontakt aufnehmen. Die Telemetrie zeigte das Raumfahrzeug in guter Verfassung. Die ersten Bilder des neuen Aufklärers dürften gegen ende des kommenden Monats eintreffen, meinte ein Sprecher von OHB, dem Generalunternehmen für das Vorhaben SAR-Lupe. Nachestphase wird der Satellit dem militärischen Kontrollzentrum in Gelsdorf übergeben.
SAR-Lupe 4 und seine baugleichen Kollegen werden die deutschen Streitkräfte und ihre Nato-Partner mit detaillierten Radaraufnahmen versorgen. Mit seinem so genannten "Synthetic Aperture Radar", kurz SAR genannt, kann er noch Objekte einer Größe von nur einem Meter erfassen.
Radarbildbeobachtung hat den Vorteil, dass sie auch in Dunkelheit und schlechtem Wetter funktioniert und somit unter allen Bedingungen 24 Stunden am Tag Bilder von militärisch wichtigen Objekten liefern kann. Optische Systeme sind dagegen auf Tageslicht und gutes Wetter angewiesen.
Der fünfter und letzter SAR-Lupe Satellit soll in der zweiten Jahreshälfte gestartet werden. Danach ist das System komplett und wird auf drei Bahnebenen eine regelmäßige Bildbeobachtung militärisch relevanter Ziele überall auf dem Planeten ermöglichen.
Die Kontrollzentrale in Gelsdorf übernahm die ersten Satelliten im Dezember letzten Jahres und betreibt seitdem das Netz, dessen Lebensdauer auf mindestens zehn Jahre ausgelegt ist.
Das SAR-Lupe System gehört zu einer Vereinbarung mit den französischen Streitkräften, in dem die Daten verschiedener Typen von Beobachtungssatelliten geteilt werden. Frankreich vergibt für die Nutzung des SAR-Lupe Systems an Deutschland im Gegenzug Nutzungsrechte am französischen Helios-System, das Fotos im normaloptischen und im infraroten Bereich macht.
Von der Trägerseite her bedeutet der Start von SAR-Lupe 4 den langsamen Abschied von Raketen, die von der Mittelstreckenrakete R-14 abgeleitet wurden. Bei den SAR-Lupe Missionen werden einige der letzten in Vorrat gehaltenen Kosmos 3M aufgebraucht. Dieser Träger wird seit einigen Jahren nicht mehr gebaut. Die Kosmos 3M kam seit den 60iger Jahren insgesamt 442-mal zum Einsatz.