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Ein "Space-First" fand am gestrigen Donnerstag auf der Luftwaffenbasis Vandenberg in Kalifornien statt: Der erste Start einer Atlas 5 vom US Westküsten-Startzentrum. Dabei wurde ein geheimer Satellit der amerikanischen Streitkräfte in den Orbit gebracht.

Frühere Versionen der Atlas waren dort allerdings schon seit 48 Jahren immer wieder mal auf der Startrampe. Alle Atlas-Varianten zusammengenommen starteten nicht weniger als 284 Raketen, angefangen von der Atlas D bis zur Atlas 2 AS, von insgesamt 15 verschiedenen Startanlagen in Vandenberg.

Bei der überwiegenden Zahl dieser Missionen handelte es sich um Tests der ICBM-Varianten der Atlas, die mit Attrappen von Wasserstoffbomben in das Zielgebiet im Kwajalein-Atoll flogen. Es gab aber auch viele Starts von Aufklärungssatelliten mit Trägerraketen der Atlas Agena-Typenreihe.

Die bei der gestrigen Mission eingesetzte Startanlage, der "Space Launch Complex 3 East", wurde seit dem Juli 1961 für insgesamt 33 Atlas-Flüge verwendet. Zuletzt für den Start einer Atlas 2 AS Im Dezember 2003. Für die Anpassung an die Notwendigkeiten der wesentlich größeren Atlas 5 waren jedoch umfangreiche Modifikationen notwendig.

Tatsächlich ist die Atlas 5 ein radikal anderes Design als die früheren Atlas-Versionen. Mit diesen teilt sie nur noch den Namen.

Mit dem Jungfernflug der Atlas 5 an der Westküste sind jetzt beide Trägertypen des "Evolved Expendable Launch Vehicle" Programs (EELV) der US-Luftwaffen an der Westküste im Einsatz. Die Delta 4 ist von dort bereits zweimal gestartet.

Die US-Streitkräfte und die NASA benötigen die Startanlagen in Vandenberg, um polare oder polnahe Umlaufbahnen anzusteuern. Das ist von Cap Canaveral aus nicht möglich. Die steilste Inklination, die von dort aus direkt angeflogen werden kann, hat eine Neigung von 57 Grad zum Äquator.

Der Start fand schließlich unter klassischen Vandenberg-Bedingungen statt. Hochnebel ab 100 Meter und zwei dünne, übereinander liegende Wolkendecken in 5.000 und 7.000 Metern Höhe. Das alles bei böigem Wind, der am Boden 50 Kilometer pro Stunde erreichte und in einer Höhe von 12.000 Metern 150 Kilometer pro Stunde.

Die eingesetzte Atlas 5-Version mit der Bezeichnung 411 ist recht ungewöhnlich und in dieser Konfiguration erst einmal geflogen. Es handelt sich um eine Variante mit kleiner Nutzlastverkleidung, einem einzelnen Zusatzbooster und einer Centaur-Oberstufe mit einem einzelnen RL-10 Triebwerk. Der einzelne Booster verleiht der Rakete beim Start ein ungewohnt asymmetrisches Aussehen.

Der Liftoff erfolgte schließlich um 11:02 Uhr mitteleuropäischer Zeit, das entspricht 3:02 Uhr US-Westküstenzeit. 95 Sekunden nach dem Abheben war der Booster ausgebrannt, verblieb aber weitere 35 Sekunden an der Rakete bis die Abwurfzone erreicht war. Dann wurde er abgeworfen.

4 Minuten 10 Sekunden nach Beginn der Mission wurde das RD-180 Triebwerk der ersten Stufe stillgelegt und die Stufe abgetrennt. 19 Sekunden später zündete die zweite Stufe und weitere 10 Sekunden danach wurde die Nutzlastverkleidung abgeworfen.

Genau 5 Minuten nach Beginn der Mission wurde die Startübertragung vom NRO abgebrochen, wie schon im Vorfeld angekündigt.

Gut eine Stunde nach dem Start gab Oberst Steve Tanous von der 30. Space Wing bekannt, dass der Start erfolgreich gewesen sei.

Das National Reconnaissance Office gab keinerlei Einzelheiten zur Natur der Nutzlast bekannt, mit Ausnahme der Bezeichnung: NRO L-28. Dabei handelt sich aber lediglich um eine Zählnummer mit geringer Aussagekraft.

Das Missionslogo weist jedoch Ähnlichkeiten mit dem Logo von NRO L-24 auf, weswegen amerikanische Blogger vermuten, es handele sich hier (wie damals) um einen SDS-Satelliten (Satellite Data Systems). Aufgabe dieser Raumfahrzeuge ist es, die Aufklärungsbilder amerikanischer Spionagesatelliten, die sich auf polaren Umlaufbahnen befinden, direkt und ohne Zeitverzögerung an die Kommandozentralen zu senden.

Satelliten dieses Typs werden auf so genannten Molnija-Bahnen platziert, mit einem niedrigsten Bahnpunkt von etwa 1.000 Kilometern, einem höchsten Bahnpunkt von 39.400 und einer Inklination zum Äquator von 63 Grad. Zu dieser Angabe passen die Angaben von Spottern des Starts. Sie erklärten, die Rakete hätte keinen direkt südlichen Kurs genommen, sondern habe eine eher südöstliche Bahn eingeschlagen.

Astra